Globaler Rekord von Windkraft
16. September 2015Der Ausbau der Windenergie geht zügig voran. Nach Angaben der World Wind Energy Association (WWEA) wurden bis Mitte 2015 Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 393 Gigawatt (GW) weltweit aufgestellt. "Der Weltmarkt für Windenergie boomt wie nie zuvor, und wir erwarten einen neuen Rekord an Installation für das Gesamtjahr 2015", so WWEA-Generalsekretär Stefan Gsänger.
Laut WWEA kamen zwischen Juli 2014 und Juni 2015 Windkraftanlagen mit einer Gesamtleitung von 56 GW weltweit neu ans Netz. Dies entspricht der Leistung von 56 großen Atomreaktoren. Mit 26 GW wurden in China wieder die meisten Anlagen aufgestellt. Zügig ging auch der Ausbau in den USA, Deutschland und Indien voran, und die Dynamik des Windausbaus nahm auch in Schwellenländern und Osteuropa weiter zu.
Zufrieden zeigt sich die Branche über die Entwicklung in Deutschland, 2014 gingen Anlagen mit einer Gesamtleistung von 4,8 GW neu ans Netz. "2014 war das beste Jahr des Ausbaus der Windenergie in Deutschland" freut sich Herman Albers, Präsident vom Bundesverband Windenergie (BWE). Und in diesem Jahr soll der Zubau noch größer sein: Nach Prognosen gehen Windkraftanlagen mit über vier GW an Land und mit über zwei GW im Meer ans Netz.
Gute Aussichten für die Windindustrie
Seit 26 Jahren trifft sich die Windindustrie im norddeutschen Husum, für das kleine Städtchen wurde jedoch die Messe zu groß. Seit 2014 findet deshalb die Leitmesse der internationalen Windbranche alle zwei Jahre in Hamburg statt.
Im Wechsel mit Hamburg fungiert Husum jetzt als kleinerer Treffpunkt und legt den Schwerpunkt mehr auf den europäischen Markt. Rund 600 Unternehmen aus 25 Ländern präsentieren vom 15. bis 18. September die Innovationen der On- und Offshore-Windtechnologie. Anders als in den Jahren zuvor fehlen jetzt jedoch "die Chinesen und auch die Aussteller aus Südkorea", sagt Messechef Peter Becker. Er rechnet mit 20.000 Besuchern, 2012 kamen noch über 35.000.
Von dem weltweiten Windboom profitiert Deutschland besonders. "Die deutsche Windindustrie ist mit einem starken Heimatmarkt und einer Exportquote von bis zu 60 Prozent gesund", betont Matthias Zelinger vom Verband der Deutschen Maschinen und Anlagenbauer (VDMA). Nach seinen Angaben stammt derzeit jede fünfte Windanlage auf der Welt aus Deutschland. Rund 140.000 Menschen arbeiten in dieser Industrie. Sie sei eine "wesentliche Säule der deutschen Industrielandschaft", betont Albers und könne eine Bedeutung bekommen wie die Automobilbranche.
Windstrom für Heizung und Verkehr
In Europa kam der Windausbau bislang zügig voran. Rund 40 Prozent des Stroms wird in Dänemark bereits mit Windenergie produziert, in Deutschland sind es über zehn Prozent. Sorge bereitet derzeit, dass vor allem in Norddeutschland Anlagen immer häufiger abgeschaltet werden, da der Strom mangels Leitungen nicht nach Süddeutschland abfließen kann. "Für uns ist es ärgerlich, dass der preiswerte Windstrom wegen des stockenden Netzausbaus immer wieder nicht genutzt werden kann", so Albers.
Die Branche schlägt in Husum jetzt Lösungen vor. So sollten Windkraftanlagen zukünftig nicht mehr abgeschaltet werden und der überschüssige Windstrom stattdessen zum Heizen und für den Verkehr genutzt werden. Der Verbrauch von Gas und Kohle in den Heizkraftwerken für Fernwärme könnte so mit Windstrom reduziert werden. Diese Methode wird im Nachbarland Dänemark bereits erfolgreich praxtiziert.
Auch im Verkehr ließe sich mit Windstrom der Einsatz von fossilen Brennstoffen reduzieren, indem mit der sogenannten Power-to-Gas-Technik Wasserstoff, Methan und Diesel erzeugt wird, mit dem dann Autos fahren. Robert Habeck, Minister für Energiewende in Schleswig-Holstein, begrüßt die Vorschläge: "Vorrang hat der Netzausbau, jedoch brauchen wir zusätzliche Lösungen, um den Erneuerbaren Strom zu nutzen."
Mehr Gerechtigkeit mit Bürgerbeteiligung
Die Technik schreitet weiter voran und macht Windstrom immer günstiger. Der Erfolg dieser Energie ist aber auch abhängig von der Akzeptanz. Auf der Messe in Husum werden Modelle mit Bürgerbeteiligung vorgestellt und diskutiert. "In Mali profitieren die ländlichen Gemeinden sehr von den Erneuerbaren Energien. Wirtschaftskraft und Einkommen steigen, es gibt Fortschritt bei der Bildung, Gesundheit und Landwirtschaft. Gemeinden, die selber die Energie erzeugen, profitieren von diesen Technologien", sagt Nopenyo Dabla vom Mali-Folkcenter. In anderen Ländern gibt es ebenfalls positive Erfahrungen, wenn Bürger, Kommunen und Landwirte profitieren und nicht nur auf das veränderte Landschaftsbild schauen.
Die Bürgerbeteiligung ist nach Ansicht von WWEA-Generalsekretär Gsänger vor allem auch für Entwicklungsländer ein wichtiger Schlüssel für den Erfolg. Werden die Windparks nämlich nur von Investoren gebaut, die die Gewinne abziehen, hätte die Bevölkerung keinen Gewinn. "Die Kluft zwischen Arm und Reich wird so nur vergrößert und das ist dann ein Gerechtigkeitsproblem."