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PolitikEuropa

Nur raus aus der Ukraine

26. Februar 2022

Immer mehr Ukrainer suchen verzweifelt Schutz in der EU. Die Nachbarländer hatten sich auf eine enorme Zahl von Flüchtenden vorbereitet - und dürften dem Ansturm keinesfalls gewachsen sein.

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Ukrainer am polnischen Grenzübergang Korczowa
Ukrainer am polnischen Grenzübergang KorczowaBild: Czarek Sokolowski/AP Photo/picture alliance

"Ich denke, dass Hunderttausende Menschen innerhalb der Ukraine unterwegs sind und die Ukraine verlassen, während wir hier sprechen", sagte UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths in New York. In Polen dürften seit dem russischen Angriff auf die Ukraine bereits rund 100.000 Flüchtlinge aus dem Nachbarland eingetroffen sein. Allein seit Samstagmorgen seien 9000 Menschen über die Grenze gekommen, erklärte Polens stellvertretender Innenminister Pawel Szefernaker. Sein Land sei in der Lage, täglich bis zu 50.000 Flüchtlinge aus der Ukraine an der Grenze abzufertigen.

"Extrem angespannte Situation" in Polen

Der Leiter von Caritas International, Oliver Müller, äußerte sich allerdings besorgt über die Lage an der polnisch-ukrainischen Grenze. Dort herrsche eine "extrem angespannte Situation", sagte er im "Morgenmagazin" des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF).

Die Wartezeiten für Geflüchtete aus der Ukraine, um über die Grenze nach Polen zu kommen, hätten in der Nacht bei etwa zwölf Stunden gelegen, sagte Müller. Bei niedrigen Temperaturen harrten dort auch viele Frauen und Kinder aus. Die polnische Regierung habe acht Aufnahmezentren eingerichtet, diese würden aber vermutlich nicht ausreichen, weil bis zu einer Million Flüchtlinge erwartet würden.

Man habe viele Vorbereitungen getroffen und verschiedene Szenarien entwickelt, sagte der Caritas-Leiter: "Aber was jetzt passiert, ist schlimmer als das schlechteste Szenario, das wir im Kopf hatten." Die Caritas habe in Polen 2500 Aufnahmeplätze eingerichtet und werde sich vor allem um Kinder kümmern, die besonders unter der Situation zu leiden hätten.

Weiter südlich ist es deutlich entspannter

In Ungarn wurden bislang 1600 Flüchtende gezählt, die zumeist von Verwandte und Freunde an den Grenzübergängen empfangen wurden. Die Grenzstadt Zahony habe lediglich für 80 Menschen Unterkünfte bereitstellen müssen.

Ukraine: Tausende fliehen nach Ungarn

Wie ungarische Medien berichteten, kamen über die fünf Grenzübergänge zur Ukraine hauptsächlich Angehörige der ungarischen Minderheit, die in der westukrainischen Region Transkarpatien leben. Viele von ihnen haben Angehörige, die in Ungarn arbeiten oder sich dort dauerhaft niedergelassen haben. Die Grenze zwischen Ungarn und der Ukraine ist etwa 140 Kilometer lang.

Rumänien vermeldete zwischenzeitlich die Ankunft von 19.000 ukrainische Flüchtenden. 8000 davon hätten ihren Weg nach Bulgarien und Ungarn fortgesetzt, sagte Ministerpräsident Nicolae Ciuca.

Erste Kriegsflüchtlinge sind auch in Deutschland eingetroffen. Ihre Zahl ist aber noch relativ gering. An der sächsisch-polnischen Grenze bei Görlitz sei seit Freitag eine einstellige Zahl von Menschen aus der Ukraine angekommen, sagte ein Sprecher der Bundespolizei in Pirna am Samstag.

"Danke für die offenen Grenzen"

"Wir haben überall eine unglaubliche Gastfreundschaft und Solidarität erlebt, nicht nur von den Regierungen, sondern auch von den lokalen Gemeinschaften", sagte die Kommunikationsleiterin des UN-Hochkommissariats für Flüchtlinge, Joung-ah Ghedini-Williams, im DW-Interview. "Die Menschen haben buchstäblich ihre Häuser geöffnet, Lebensmittel geteilt, lebenswichtige Güter, Wasser und medizinische Versorgung zur Verfügung gestellt."

Ankunft ukrainischer Flüchtlinge im slowakischen Ubla
Ankunft ukrainischer Flüchtlinge im slowakischen UblaBild: Radovan Stoklasa/REUTERS

"Herzlichen Dank an die Regierungen und die Bevölkerung dieser Länder, dass sie ihre Grenzen offenhalten und Flüchtlinge aufnehmen", twitterte auch der Chef des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR), Filippo Grandi. Das UNHCR stellt sich nach vorläufigen Schätzungen auf bis zu vier Millionen Flüchtlinge aus der Ukraine ein.

rb/ack (AFP, AP, dpa, DW, Reuters)