NRW warnt vor Fußballspielen mit Publikum
16. Juli 2020Das Bundesland Sachsen soll nach Medienberichten dem Plan von RB Leipzig grundsätzlich zugestimmt haben, Fans in begrenzter Anzahl ins Stadion zurückkehren zu lassen. Sollte sich dies bestätigen, könnte es im September wieder echte Zuschaueratmosphäre in Leipzig geben.
Die Zeit der Geisterspiele scheint sich dem Ende zu nähern. Sachsens Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) zeigte sich zuversichtlich, dass Veranstaltungen mit mehr als 1000 Zuschauern ab September wieder möglich sein könnten, wenn die Hygienevorschriften eingehalten würden. "Schreien, Singen und Gebrüll" sollten die Fans allerdings vermeiden, so Köpping.
Für die meisten Fußballanhänger klingt das zwar nicht gerade nach viel Spaß. Doch das Konzept würde es RB Leipzig zumindest ermöglichen, wieder bis zu 20.000 Fans im Stadion begrüßen zu können - ein erster Schritt zurück zur Normalität.
Das föderale System in Deutschland erschwert allerdings eine länderübergreifende Lösung. In Nordrhein-Westfalen (NRW), dem bevölkerungsreichsten der 16 Bundesländer mit sechs Bundesligavereinen, hat der Sportdirektor des FC Schalke 04, Jochen Schneider, bereits deutlich gemacht, dass für ihn nur eine Alle-oder-Keiner-Lösung in Frage komme.
"Es wäre für viele Menschen schlicht unverständlich, dass an einem Bundesliga-Standort Zuschauer zugelassen werden und an einem anderen nicht", sagte Schneider in der vergangenen Woche. "Deshalb hoffe ich, dass eine einheitliche Lösung machbar sein wird."
"Großes Übertragungsrisiko"
Die Deutsche Fußball Liga (DFL) treibt ihre Pläne zum Start der neuen Saison am 18. September voran. Die DFL veröffentliche einen Leitfaden, der den Vereinen bei der Entwicklung "standort-individueller Konzepte" helfen soll. Das Motto dürfte lauten: halb volle Stadien sind besser als leere. Das sehen die verantwortlichen Politiker nicht unbedingt so.
"Aus rein infektiologischer Sicht stellen Veranstaltungen mit vielen Menschen, die auf engerem Raum auch laut singen und gemeinsam jubeln, ein großes Risiko für die Übertragung von Erregern dar", sagte ein Sprecher des NRW-Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales der DW. "Entscheidende Faktoren für die Sicherheit sind die Lage bei den Fallzahlen der Neuinfektionen mit SARS-CoV-2 und das Hygienekonzept des Veranstalters sowie der Umgang der Besucher damit."
Die Ergebnisse von Corona-Tests seien ohnehin nur von zeitlich begrenztem Wert, erklärte der Ministeriumssprecher. Negative Tests von Menschen ohne Krankheitssymptome seien immer nur eine Momentaufnahme.
Not macht erfinderisch
Auf die Idee, allen Fans Corona-Tests zur Verfügung zu stellen, waren die Verantwortlichen des 1. FC Union Berlin gekommen. Mehr 18.000 der 22.000 Zuschauerplätze im Stadion an der Alten Försterei sind Stehplätze, eine Besonderheit in der Bundesliga. Deshalb kann der Verein den Stadionbesuchern nicht einfach Einzelplätze zuweisen und so die vorgeschriebenen Corona-Sicherheitsabstände garantieren. Deshalb mussten die Verantwortlichen des Klubs erfinderisch sein.
Selbst wenn sich die Bundesländern auf eine gemeinsame Lösung für halb volle Stadien einigen sollten, droht Widerstand von einer Seite, von der man es nicht unbedingt erwarten würde: den Fans selbst. Das Bündnis "ProFans", eine der ältesten bundesweiten Fanorganisationen Deutschlands, hat die Vereine davor gewarnt, personalisierte Eintrittskarten auszugeben, um später mögliche Infektionsketten besser nachverfolgen zu können. Personalisierte Karten könnten zu "Überwachung und Kontrolle" und zum Missbrauch persönlicher Daten führen, so "ProFans".