"Parfümflasche" an Nowitschok-Opfer verschenkt
24. Juli 2018Das britische Nowitschok-Opfer Charlie Rowley kann den Tod seiner Partnerin Dawn Sturgess nicht verschmerzen. Er sei "glücklich, überlebt zu haben, aber ich habe auch so viel verloren", sagte Rowley der Zeitung "The Sun". Er erinnere sich daran, eine "Parfümflasche" gefunden und sie "Dawn als Geschenk" gegeben zu haben. Die Flasche sei später in seiner Hand zerbrochen. Er wisse aber nicht mehr, wo er die Flasche gefunden habe. "Das ist alles noch verschwommen. Ich weiß nicht wo", sagte er.
Vor vier Tagen aus dem Krankenhaus entlassen
Der 45-jährige Rowley und seine 44-jährige Partnerin waren am 30. Juni in Rowleys Haus im südenglischen Amesbury mit dem Nervenkampfstoff Nowitschok in Berührung gekommen. Sturgess war später an den Folgen gestorben, Kriminalbeamte leiteten eine Morduntersuchung ein. Rowley war am Freitag aus dem Krankenhaus entlassen worden.
In seinem Interview mit der "Sun" sagte Rowley, nachdem Sturgess am Morgen des 30. Juni ins Krankenhaus gebracht wurde, sei er "total verwirrt" gewesen. Er habe seine Partnerin im Krankenhaus besuchen wollen. "Stunden später verschlechterte sich mein Zustand." Danach könne er sich nur noch daran erinnern, aus dem Koma aufgewacht zu sein, sagte er.
Laut "Sun" wohnt Rowley derzeit nahe seinem Haus und werde hin und wieder von Kriminalbeamten befragt. Er selbst sagte, er bekomme Medikamente und dürfe nur auf eine Zigarette das Zimmer verlassen. Sein Wohnhaus bleibt von der Polizei versiegelt.
Den Resten des Anschlags auf die Skripals ausgesetzt?
Im März waren der frühere russische Doppelagent Sergej Skripal und seine Tochter Julia in der Nähe des Wohnorts des britischen Paars bei einem Nowitschok-Angriff schwer verletzt worden. Beide überlebten und konnten das Krankenhaus wieder verlassen. Die Polizei geht dem Verdacht nach, dass Sturgess und Rowley Nowitschok-Resten des Anschlags auf die Skripals ausgesetzt waren, der sich wenige Kilometer entfernt ereignet hatte.
Nowitschok wurde in der früheren Sowjetunion entwickelt, später experimentierten aber auch andere Länder mit dem Kampfstoff. Die britische Regierung hat Russland bereits frühzeitig für den Anschlag auf Skripal und dessen Tochter verantwortlich gemacht, was zu einem schweren diplomatischen Zerwürfnis führte. Der Kreml wies die kategorisch Vorwürfe zurück. Ein Bericht, wonach die Polizei angeblich russische Verdächtige identifiziert hat, wurde bislang nicht bestätigt.
sti/kle (afp, dpa)