Nordkoreas Internet bricht zusammen
23. Dezember 2014Das Internet in dem kommunistisch regierten Land sei in den vergangenen 24 Stunden zunehmend instabil gewesen, schreibt die US-Technologiefirma Dyn Research beim Kurznachrichtendienst Twitter. Dann sei das Internet dort zusammengebrochen. Erst nach neuneinhalb Stunden sei die Verbindung wiederhergestellt worden. Dyn Research beobachtet weltweit die Funktionalität des Internets.
Nordkorea hat nur begrenzten Zugang zum World Wide Web. Nach Angaben von Dyn Research läuft die gesamte Telekommunikation über China Netcom, einer Tochter von China Unicom. Die Regierung in Washington hatte China um Mithilfe gebeten, um die nordkoreanischen Hacker-Aktivitäten zu stoppen.
Die Eliten sind betroffen
Er wäre nicht überrascht, wenn gegen das Land momentan eine Art Cyber-Attacke laufen würde, wurde Doug Madory, leitender Dyn-Research-Mitarbeiter, in einem Nordkorea-Blog zitiert. Einem Bericht des US-Senders NBC zufolge bestritt ein US-Regierungsvertreter entschieden, dass die Vereinigten Staaten etwas mit dem Ausfall zu tun hätten. Laut NBC sind von der Internetunterbrechung die Eliten des weltweit isolierten kommunistischen Staates betroffen, der Großteil der Bevölkerung verfügt über keinen Internetzugang.
Die USA beschuldigen die Führung in Pjöngjang, hinter einem Hacker-Angriff auf das Filmstudio Sony Pictures zu stecken, das eine Nordkorea-Satire in die Kinos bringen wollte. Bei dem Angriff hatten Hacker im November viele vertrauliche Firmendaten erbeutet und veröffentlicht. Die Aktion war nach Darstellung der Angreifer eine Reaktion auf die geplante Veröffentlichung der Filmkomödie "The Interview". Darin geht es um fiktive Pläne zur Ermordung des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Un.
Nordkorea hat den Film als Kriegshandlung kritisiert und Vergeltung angedroht, eine Beteiligung an dem Hackerangriff aber zurückgewiesen. Sony Pictures sagte nach den Drohungen die Veröffentlichung des Filmes schließlich ab. Der Produktionsfirma soll dadurch ein Schaden von rund einer halben Milliarde Dollar entstanden sein.
UN-Sicherheitsrat diskutiert Menschenrechtslage
Unterdessen hat sich auch der Weltsicherheitsrat, das höchste Gremium der Vereinten Nationen, mit der Lage in Nordkorea befasst. Dies zeige, dass "die großangelegten und systematischen Verletzungen der Menschenrechte der nordkoreanischen Regierung" unter Machthaber Kim Jong Un zunehmend als Gefahr für den internationalen Frieden erkannt würden, sagte die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Samantha Power. Sie ergänzte, die Situation in Nordkorea sei vergleichbar mit einem "lebendigen Albtraum".
Mit der Lage müsse sich auch der Internationale Strafgerichtshof befassen, forderte Power bei der kurzfristig einberufenen Sondersitzung in New York. Eine Sprecherin des US-Außenministeriums bezeichnete die Sitzung des Weltsicherheitsrates als "historisch".
Die USA hatten gemeinsam mit zehn weiteren Ländern, darunter auch Frankreich, Großbritannien und Südkorea, die Einberufung der Sitzung gefordert. China und Russland hatten sich dagegen ausgesprochen, waren aber überstimmt worden. Nordkorea selbst hatte nicht um ein Rederecht bei dem Treffen gebeten.
Steinmeier: Wir müssen die Drohungen ernst nehmen
Angesichts der neuerlichen Kriegsdrohungen Nordkoreas gegen die USA rief Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) zur Besonnenheit auf. "Die Drohungen Nordkoreas sind in ihrem Ton und Inhalt besorgniserregend", sagte er der Zeitung "Bild". Immer wieder drohe Pjöngjang Nachbarn und der Welt "mit inakzeptablen Gewaltszenarien", fügte er hinzu. "Wir müssen das aber leider ernst nehmen, das Eskalationspotenzial ist groß."
haz/cr (rtr, dpa, afp)