1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Neue Drohungen nach Hacker-Angriff

21. Dezember 2014

Der Hacker-Angriff auf Sony Pictures heizt die Spannungen zwischen den USA und Nordkorea an. Washington droht mit seiner Terrorliste, das kommunistische Regime in Pjöngjang rasselt mit dem Säbel.

https://p.dw.com/p/1E8Kw
Sony Absetzung The Interview - Affäre Nordkorea
Bild: Robyn Beck/AFP/Getty Images

Als Strafe für die Hacker-Attacke auf das Filmstudio Sony Pictures erwägen die USA, Nordkorea nach sechs Jahren wieder auf die Liste der Terrorunterstützer-Staaten zu setzen. Ein solcher Schritt werde bereits geprüft, sagte Präsident Barack Obama dem Nachrichtensender CNN. Zugleich stellte er klar, dass Washington den Cyberangriff auf Sony Pictures wegen der Polit-Posse "The Interview" nicht als "Kriegsakt" einstufe, sondern als Vandalismus.

Sony steht vor einem Millionen-Schaden

Die Attacke anonymer Hacker und mysteriöse Anschlagsdrohungen auf US-Kinos hatten Sony bewogen, den eigtenlich für kommenden Donnerstag geplanten Filmstart abzublasen. Dem Konzern entstand dadurch nach Expertenschätzung ein Schaden von einer halben Milliarde Dollar. Nach Erkenntnissen des FBI steht die nordkoreanische Regierung in Pjöngjang hinter dem Angriff.

Die Überprüfung, ob Pjöngjang nun zurück auf die Liste derjenigen Staaten gesetzt werde, die den Terror unterstützen, sei schon im Gange, sagte Obama. Das Weiße Haus reagiert damit auf eine Forderung des einflussreichen Senators Robert Menendez an das Außenministerium, das in der Frage maßgeblich ist. Der demokratische Politiker sieht in dem Hacker-Angriff einen "gefährlichen Präzedenzfall" für eine Cyberattacke, die in einem grundsätzlichen Sinn einer großen internationalen Firma enormen Schaden zufügen könne.

Die USA hatten Nordkorea 2008 von der Liste der Terrorunterstützer gestrichen. Zur Zeit stehen dort der Iran, der Sudan und Syrien sowie Kuba. Das mittelamerikanische Land soll aber nach der jüngsten Aussöhnungsoffensive zwischen beiden Staaten auf Wunsch Obamas von der Liste genommen werden.

Verbalattacken aus Pjöngjang

Das kommunistische Regime in Pjöngjang hat den Vorwurf, hinter der Cyberattacke auf Sony zu stecken, als grundlos zurückgewiesen. Durch die Anschuldigungen aus Washington sieht sich die Regierung zu heftigem Säbelrassen angestachelt. Streitkräfte und Volk stünden zur kriegerischen Konfrontation auf allen Gebieten - auch dem Cyberkrieg - bereit, um Festungen zu sprengen, erklärte der Nationale Verteidigungsausschuss (NDC). Die von Obama angekündigte angemessene Reaktion werde - so hieß es postwendend aus Pjöngjang - "durch die härtesten Gegenaktionen auf das Weiße Haus, das Pentagon und das ganze Land bei weitem übertroffen."

Inwieweit sich diese Verbalattacken bewahrheiten, bleibt abzuwarten, ziemlich sicher ist aber: Zur Abwehr künftiger Cyberattacken wollen die USA den Erzrivalen und Nordkorea-Verbündeten China ins Boot holen. Peking sei um Zusammenarbeit gebeten worden, sagte ein hoher US-Regierungsvertreter der Nachrichtenagentur AFP. Eine entsprechende Anfrage sei bei gemeinsamen Gesprächen über Internetsicherheit gestellt worden. Washington und Peking seien sich einig, dass zerstörerische Angriffe im Cyberspace außerhalb der Normen angemessenen Cyber-Verhaltens stehen. Eine engere Zusammenarbeit auf dem Gebiet ist brisant, da sich beide Regierungen gegenseitig etwa der Industriespionage im weltweiten Datennetz verdächtigen.

Im Zentrum der ganzen Affäre steht eine Gruppe mit dem Namen Guardians of Peace (GOP), die Ende November einen Cyberangriff auf Sony gestartet und interne Dokumente und E-Mails veröffentlicht hatte. Vor einigen Tagen sprach die Gruppe wegen der Parodie "The Interview", in der es um ein angebliches Mordkomplott gegen Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un geht, ominöse Drohungen aus und erinnerte an die Terroranschläge vom 11. September 2001 in den USA. Mehrere Kinoketten entschieden daraufhin, den Film aus dem Programm zu nehmen - woraufhin Sony den Kinostart komplett absagte.

haz/ sti (dpa, rtr, afp)