Nord- und Südkorea weiter auf Annäherungskurs
27. Februar 2018Die Olympischen Winterspiele in Südkorea sollten "Friedensspiele" sein und möglicherweise hat der viel beschworene Olympische Geist tatsächlich für etwas Entspannung gesorgt. Nord- und Südkorea, seit Ende des Zweiten Weltkriegs geteilt und seitdem erbitterte Feinde, befinden sich auf Annäherungskurs - möglicherweise dauerhaft. Aus Anlass des Sportgroßereignisses in Pyeongchang waren mehrfach hochrangige Delegationen aus Pjöngjang in den Süden gereist - ein diplomatischer Coup des kommunistischen Nordens.
Umstrittener Gast
Nun hat einer der letzten Gäste aus dem Norden Südkorea verlassen: General Kim Yong Chol, der vom Süden eigentlich beschuldigt wird, ein Kriegsverbrecher zu sein. Er ist in den vergangenen Tagen mit verschiedenen hochrangigen Vertretern Südkoreas zusammengekommen - nicht nur bei der Olympia-Abschlussfeier am Sonntag. Bei diesen Treffen ist nach Angaben der südkoreanischen Regierung die Fortsetzung einer Annäherung zwischen beiden verfeindeten Staaten vereinbart worden.
Nord- und Südkorea hätten sich darauf verständigt, "die gemeinsamen Anstrengungen für die Verbesserung der zwischenstaatlichen Beziehungen und die Schaffung von Frieden fortzusetzen", erklärte das Vereinigungsministerium in Seoul.
Zum Abschluss seines dreitägigen Besuchs traf sich Kim mit Südkoreas Geheimdienstchef Suh Hoon und dem Vereinigungsminister Cho Myoung Gyon. Fernsehbilder zeigten Kim später, wie er das Hotel in Seoul verließ, in dem er mit sieben anderen Mitgliedern der nordkoreanischen Delegation wohnte. Die Delegation machte sich auf den Weg zur Grenze.
Proteste gegen Kim Yong Chol
Bereits am Sonntag, vor der Abschlussfeier der Winterspiele, hatte Südkoreas Präsident Moon Jae In die hochranginge Delegation aus dem Norden empfangen. Gegen den Besuch Kim Yong Chols waren allerdings auch scharfe Proteste in Südkorea laut geworden. Demonstranten forderten sogar die Hinrichtung des Generals.
Sie werfen ihm unter anderem vor, für einen Angriff auf die südkoreanische Korvette "Cheonan" im Jahr 2010 verantwortlich zu sein, bei deren Untergang 46 Seeleute ums Leben kamen. Nordkorea bestreitet eine Verwicklung in den Vorfall.
Eine weitere Annäherung zwischen den beiden Koreas hängt auch am Wohlwollen der USA, die sich bislang aber zurückhaltend bis feindselig geben. Südkoreas Präsident Moon Jae In hat deshalb am Montag den Druck auf Donald Trump erhöht. Der US-Präsident dürfe nicht zu viele Bedingungen für Gespräche mit Nordkorea stellen. Die Regierung in Washington müsse "die Schwelle für Dialog senken", während Nordkorea die Bereitschaft zeigen müsse, seine Atomwaffen zu beseitigen, so Moon.
Nach den Gesprächen mit der hohen Delegation von Machthaber Kim Jong Un bekräftigte das Präsidialamt in Seoul, der nordkoreanische General Kim Yong Chol habe betont, dass "die Tür für Dialog mit den USA offen ist". Nordkorea habe diese Haltung wiederholt bekräftigt. "Nordkorea zeigt in letzter Zeit seine Absicht, aktiv einen Dialog mit den USA einzugehen", sagte Moon laut Präsidialamt. Auch die USA sprächen über die Notwendigkeit, ins Gespräch zu kommen.
Bedingungen für Gespräche
Die Reaktion aus Washington kam umgehend: "Wir wollen nur unter den richtigen Bedingungen sprechen", sagte Präsident Donald Trump im Weißen Haus. Die Position der US-Regierung ist, dass Nordkorea zunächst sein Atom- und Raketenprogramm beenden muss, bevor Gespräche stattfinden können.
Die Vereinigten Staaten hatten vergangene Woche neue Sanktionen verhängt, um die so genannte "Maximum Pressure Campaign" zu verlängern und Nordkorea zur Entwaffnung zu zwingen. Welche Bedingungen Nordkorea für eine Aufnahme von Gesprächen stellt oder ob Machthaber Kim Jong Un überhaupt zur Aufgabe seiner Atom- und Raketenrüstung bereit ist, bleibt weiterhin unklar.
Nordkorea hatte die Olympischen Winterspiele in Pyeongchang für eine Charmeoffensive genutzt. Zur Eröffnungsfeier vor zwei Wochen schickte Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un seine Schwester Kim Yo Jong, die eine Einladung an den südkoreanischen Staatschef für ein Gipfeltreffen in Pjöngjang überbrachte.
Zu einem Treffen zwischen den Regierungsdelegationen aus Nordkorea und den USA - obwohl beide Seiten gemeinsam auf der Ehrentribüne in Pyeongchang saßen - kam es weder zum Beginn noch zum Abschluss der Spiele.
AR/kle (afp, dpa, ap)