Buhari bestätigt viele Tote bei Protesten
24. Oktober 2020Bei den blutigenProtesten gegen Polizeigewalt in Nigeria sind in den vergangenen Tagen 51 Zivilisten, 11 Polizisten und 7 Soldaten gestorben. Das gab Präsident Muhammadu Buhari bekannt - und räumte damit erstmals ein, dass die gewaltsamen Ausschreitungen der vergangenen zwei Wochen für zahlreiche Menschen tödlich verliefen. Der Präsident sagte nicht, ob Sicherheitskräfte für die 51 toten Zivilisten verantwortlich seien. Er betonte aber, dass die 11 Polizisten und 7 Soldaten von den Demonstranten umgebracht worden seien.
Buhari beklagte weiter, dass die Demonstranten ihre Proteste trotz der Auflösung der umstrittenen Eliteeinheit fortsetzen. Statt die Proteste abzusagen, hätten sie sich zu weiteren Aktionen ermutigt und seien allmählich gewalttätig geworden. In der Mitteilung wurde nicht erwähnt, ob jemand für die Todesfälle zur Rechenschaft gezogen wurde. Es hieß aber, dass es weiterhin viele Sachbeschädigungen gegeben habe und dass während der Unruhen Tausende von Häftlingen aus den Haftanstalten befreit worden seien. Eines der größten Gefängnisse in Nigeria war am Donnerstag in Brand gesteckt worden.
Tödliche Schüsse im Raum Lagos
Die #EndSARS genannten Proteste in Afrikas größter Volkswirtschaft dauern bereits seit zwei Wochen an. Am Dienstag eskalierte die Lage, als in der Wirtschaftsmetropole Lagos vermutlich Sicherheitskräfte auf Demonstranten an einer Mautstelle schossen. Amnesty International erklärte, Soldaten und Polizisten hätten mindestens 12 Demonstranten in Lekki und Alausa, zwei Bezirken der Metropole Lagos, getötet. Am Donnerstag forderten Amnesty, Human Rights Watch and 40 weitere Menschenrechtsgruppen, eine sofortige und umfassende Untersuchung des Vorfalls. Auch am Mittwoch und Donnerstag kam es in der Stadt trotz einer andauernden Ausgangssperre zu Demonstrationen und Gewalt, unter anderem in einem Gefängnis. Am Freitag blieb die Lage ruhig.
International hagelte es zuletzt Kritik an dem brutalen Vorgehen von mutmaßlichen Sicherheitskräften gegen Demonstranten, unter anderem äußerten sich UN-Generalsekretär António Guterres, der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell und die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet.
Die Proteste wurden ausgelöst durch ein Video, das zeigte, wie ein Beamter der mittlerweile aufgelösten Eliteeinheit Special Anti-Robbery Squad (SARS) einen jungen Mann tötete. Das Video machten in den sozialen Medien die Runde. Unter dem Hashtag #EndSARS verbreiteten sich die Proteste schnell international und führten auch im Ausland zu Protestkundgebungen.
kle/ack (dpa, rtre, kna)