Niederlande wollen Dijsselbloem als IWF-Chef
16. Juli 2019Wie die "Süddeutsche Zeitung" (SZ) berichtet, versucht Den Haag derzeit, eine Mehrheit unter den europäischen Staaten für den Niederländer Dijsselbloem als Nachfolger der Französin Lagarde zu organisieren, die am 1. November an die Spitze der Europäischen Zentralbank (EZB) rücken soll.
Angeblich Rückendeckung aus Paris und Berlin
Nach Informationen der SZ gilt Dijsselbloem inzwischen als aussichtsreicher Bewerber für den Topjob. Den Haag habe in den vergangenen Tagen zahlreiche Telefonate zu der Personalie mit Politikern und Zentralbankern quer durch Europa geführt. Dem Vernehmen nach stehen die Regierungen in Berlin und Paris der Idee aufgeschlossen gegenüber, eine offizielle Stellungnahme gebe es bislang jedoch nicht, berichtete die "Süddeutsche Zeitung" weiter. Ohne die Zustimmung dieser zwei zentralen EU-Staaten hätte ein Kandidat wahrscheinlich nur geringe Chancen.
Diesmal steht Trump auf Europas Seite
Seit Jahren drängen die wirtschaftlich immer bedeutender werdenden Schwellenländer darauf, auch einmal den Chefposten des Internationalen Währungsfonds, auf den traditionell die Europäer Zugriff haben, zu besetzen. Doch die europäischen Staaten weisen diese Forderung der Schwellenländer zurück.
"Es ist ein europäischer Anspruch, wieder den Präsidenten des IWF zu benennen", erklärte Bundeskanzlerin Angela Merkel noch vor einigen Tagen in Berlin. Die Europäer dürften sich auch diesmal durchsetzen, zumal sie bei diesem Thema offenbar auf die Unterstützung von US-Präsident Donald Trump bauen können. Wobei die Hilfe Trumps wohl eher seinen eigenen Zielen dienen soll. Dem US-Präsidenten geht es nicht darum, die Europäer zu stärken, sondern vielmehr darum, den Einfluss der Schwellenländer, vor allem Chinas, in der Organisation mit 189 Ländern zu begrenzen. Die Personalie Dijsselbloem soll dem SZ-Bericht zufolge auf dem Treffen der G7-Staaten in dieser Woche in Paris weiter abgestimmt werden.
Der frühere niederländische Finanzminister hatte von Januar 2013 bis Anfang 2018 die Treffen der Euro-Staaten geleitet und diese damit durch mehrere Jahre der Finanz- und Schuldenkrise geführt. Neben Dijsselbloem werden derzeit insgesamt noch fünf weitere Kandidaten genannt, deren Chancen allerdings als gering eingeschätzt werden.
qu/cgn (afp, Süddeutsche Zeitung)