Niederländischer König bittet wegen Sklaverei um Verzeihung
1. Juli 2023Der niederländische König Willem-Alexander hat wegen der Verwicklung seines Landes in die Sklaverei offiziell um Verzeihung gebeten. Er fühle sich "persönlich und zutiefst betroffen", sagte der 56-jährige Monarch am Samstag bei einer Gedenkveranstaltung zum 150. Jahrestag der Abschaffung der Sklaverei in den niederländischen Kolonien.
"Erniedrigend und menschenunwürdig"
Unter lautem Beifall fuhr er im Amsterdamer Oosterpark fort: "Heute stehe ich hier vor Ihnen als Ihr König und als Teil der Regierung. Heute entschuldige ich mich selbst." Seine Entschuldigung komme aus tiefstem Herzen und aus der Seele, so Willem-Alexander weiter. "Von allen Formen der Unfreiheit ist die Sklaverei die am meisten erniedrigende und menschenunwürdige." Im Oosterpark steht das nationale niederländische Mahnmal gegen die Sklaverei.
Im Dezember hatte Ministerpräsident Mark Rutte bereits im Namen der Regierung offiziell für das Handeln des niederländischen Staates in der Vergangenheit Abbitte geleistet und die Sklaverei in den früheren Kolonien des Landes als "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" bezeichnet. Der König hatte die Entscheidung in seiner Weihnachtsansprache ausdrücklich begrüßt.
König stieß Untersuchung zur Kolonialzeit an
Im Auftrag Willem-Alexanders war Ende 2022 eine Untersuchung zur Rolle des Königshauses Oranje-Nassau während der Kolonialzeit begonnen worden. Die Niederlande waren ab dem 17. Jahrhundert eine der größten Kolonialmächte. In mehr als 200 Jahren versklavten sie schätzungsweise 600.000 Menschen und brachten sie auf Schiffen von Afrika nach Südamerika und in die Karibik. Etwa 75.000 von ihnen überlebten die Überfahrt nicht, wie der König in seiner Rede betonte.
Offiziell schaffte das Königreich - als eines der letzten Länder Europas - die Sklaverei zum 1. Juli 1863 ab. In jüngster Zeit wächst das Bewusstsein dafür, dass der Reichtum der niederländischen Städte und Museen auf der Kolonialgeschichte des Landes fußt.
sti/se (afp, ap, dpa)