Niederlande entschuldigen sich für Sklaverei
19. Dezember 2022Im Namen der Niederlande hat sich Regierungschef Mark Rutte für die Rolle des Landes in der Geschichte der Sklaverei entschuldigt. "Der niederländische Staat und seine Vertreter haben jahrhundertelang die Sklaverei ermöglicht und gefördert und davon profitiert", sagte Rutte. Zwar sei es wahr, dass niemand, der heute lebe, eine persönliche Schuld dafür trage. Jedoch trage der niederländische Staat "die Verantwortung für das unermessliche Leid, das den Versklavten und ihren Nachkommen zugefügt wurde". Sklaverei müsse so klar wie nur möglich als ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit erkannt werden.
Rutte: Menschenwürde wurde auf abscheulichste Weise missachtet
Die Regierung erkenne auch an, dass die Folgen bis heute spürbar seien, sagte Rutte. Sie werde sich gemeinsam mit Nachkommen für Aufarbeitung und Linderung des Leidens einsetzen. "Wir entschuldigen uns posthum bei allen Versklavten, die weltweit unter dem Handel gelitten haben, bei ihren Töchtern und Söhnen und all ihren Nachkommen bis heute", führte Rutte weiter aus. "Jahrhundertelang wurde unter niederländischer Staatsautorität die Menschenwürde mit Füßen getreten auf die abscheulichste Weise." Der Premier sprach vor einem geladenen Publikum im Nationalarchiv in Den Haag, die Ansprache wurde auch im Fernsehen übertragen.
Im Vorfeld hatte es großen Unmut bei Nachfahren sowie in den ehemaligen Kolonien gegeben. Verbände fühlten sich übergangen und wollten, dass König Willem-Alexander am 1. Juli 2023, die Entschuldigung aussprechen sollte. An dem Tag vor 150 Jahren endete offiziell die Sklaverei in den Kolonien.
Die Niederlande waren während des 16. und 17. Jahrhunderts eine der größten Kolonialmächte der Welt. Sie versklavten schätzungsweise gut 600.000 Menschen, die sie aus Afrika nach Südamerika und in die Karibik verschifften. Als eines der letzten Länder Europas schaffte das Königreich den Sklavenhandel offiziell zum 1. Juli 1863 ab. Die historische Geste jetzt ist eine Reaktion auf den Bericht einer Kommission. Die hatte im Juli 2021 empfohlen, dass die Regierung sich offiziell entschuldigen sollte und Folgen wie etwa Rassismus bekämpfen müsste.
qu/hf (rtr, dpa)