Neustart für General Motors
10. Juli 2009"Der heutige Tag markiert einen Neuanfang", sagte der Vorstandsvorsitzende Fritz Henderson am Freitag (10.07.2009) am Konzernsitz in Detroit. Der neue Konzern werde es jedem Angestellten erlauben, sich wieder an die Arbeit zu machen und "großartige Autos herzustellen und zu verkaufen". Das erst am 1. Juni beantragte Gläubigerschutzverfahren des mehr als 100 Jahre alten Traditionskonzerns war das bislang größte in der Industriegeschichte der Vereinigten Staaten. Es verlief mit 40 Tagen Dauer weit zügiger als von vielen Fachleuten der Branche erwartet.
GM trennt sich von zahlreichen Marken. Übrig bleiben Chevrolet, Cadillac, Buick und GMC. Nachdem es bereits zuvor harte Produktionseinschnitte gegeben hatte, werden jetzt nochmals mehr als ein Dutzend Werke und 40 Prozent der Händler ihre Tore ein für allemal schließen. Weitere zehntausende Stellen fallen weg. Der alte Konzern hat allein im ersten Quartal des laufenden Jahres sechs Milliarden Dollar Verlust eingefahren. Auch das neue Unternehmen rechnet für dieses und nächstes Jahr noch mit Milliardenlöchern. Erst für 2011 ist wieder ein Gewinn vor Steuern und Zinslasten angepeilt.
Noch keine Auswirkungen auf Opel
Der Neustart in den USA bleibt zunächst ohne Auswirkungen auf die ebenfalls ums Überleben kämpfende deutsche Tochter Opel. Das Europa-Geschäft von GM war mit staatlicher Milliardenhilfe rechtzeitig vor der Insolvenz abgetrennt und in die Hände einer Treuhand gegeben worden. GM soll auch an einem neuen Opel-Konzern 35 Prozent halten, zehn Prozent sind für dessen Belegschaft vorgesehen. Für die restlichen Anteile läuft ein Bieterverfahren, in dem General Motors derzeit vorzugsweise mit dem österreichisch-kanadischen Autozulieferer Verhandlungen führt, gleichzeitig aber auch Konkurrenz-Offerten weiter verfolgt. Der deutsche Staat will das Unternehmen auf seinem Weg mit weiteren Bürgschaften absichern.
Heftiger politischer Streit entbrannt
In Deutschland ist zwischenzeitlich der politische Streit um die Zukunft von Opel mit neuer Heftigkeit entbrannt. Während verschiedene Bundespolitiker wegen angeblich günstigerer Bedingungen darauf drängen, auch ein Übernahmeangebot des chinesischen Autoherstellers BAIC zu erwägen, lehnen dies die deutschen Ministerpräsidenten mit Opel-Standorten strikt ab. Stellvertretend für deren Haltung sagte Hessens Regierungschef Roland Koch: "Der neue europäische Opel-Konzern kann nicht von einem chinesischen Unternehmen geführt werden, das gerade 12.000 Autos pro Jahr produziert und noch nicht einmal über die Rückendeckung der chinesischen Regierung verfügt." (win/sams/dpa/rtr/ap/afp)