Neues Kulturzentrum für Athen
23. Februar 2017Sehen lassen kann sich das neue Kulturzentrum alle mal: Schon vom Meer aus ist das monumentale Gebäude von weitem zu sehen. Mit seiner Grünfläche auf dem riesigen, abgehobenen Dach ragt es deutlich aus der eintönigen Betonlandschaft an der Küste heraus.
Das "Stavros Niarchos Foundation Cultural Center", kurz SNFCC, soll sowas wie "die neue Akropolis" werden, ein neues, modernes Wahrzeichen für Athen. Finanziert wird der 600 Millionen Euro teure Bau von der Stiftung des 1996 verstorbenen griechischen Reeders und Milliardärs Stavros Niarchos. Das städtebaulich exponierte Gebäude beherbergt die großzügige Staatsbibliothek und die neue Staatsoper, die international ganz vorn mitspielen soll.
Gebaut wurde das neue Wahrzeichen vom italienischen Star-Architekten Renzo Piano. Am Donnerstag (23.2.2017) wird der Bau offiziell an den griechischen Staat übergeben, der Betrieb und Verwaltung des neuen Kulturtempels übernehmen wird. Für viele Athener ist das ein Lichtblick in der anhaltenden Finanzkrise, aber für den gebeutelten Staat Griechenlands könnte es langfristig zu einer großen finanziellen Belastung werden.
Bis zum Jahresende sollen die beiden Institutionen in der neuen Kulturstätte endgültig fertig gestellt sein. Fünf Jahre wird die Niarchos-Stiftung das Kulturzentrum noch begleiten und finanziell unterstützen, dann ist der Staat mit dieser Aufgabe auf sich allein gestellt.
Das bleibt ein hohes Risiko für die marode Staatskasse. Griechenland ist bereits mehrfach in der Vergangenheit am kostspieligen Unterhalt architektonisch herausragender Gebäude gescheitert, z.B. bei den Olympia-Bauten von 2004, die mehr und mehr verfallen und zu modernen Ruinen werden. Außerdem liegt die Umgebung des neuen Kulturzentrums weitestgehend brach und ist weder an Metro oder Straßenbahn angeschlossen. Nicht mal ein Shuttleservice für die Besucher ist bislang vorgesehen, was die Attraktivität der neuen Kulturstätte deutlich mindert - vor allem für Stadtbewohner und Kulturinteressierte aus dem Umland, die kein Auto besitzen.
Die Hoffnung der Betreiber liegt also bei Besuchern aus dem Ausland, die sich von solchen lokalen Widrigkeiten nicht abschrecken lassen - und mit dem Taxi in die Oper fahren.
nwu/ hm (dpa)