Die geheizte Welt
2. März 2007Ein schnelles Umsteuern sei nötig, könne aber nicht mehr verhindern, dass die globale bodennahe Mitteltemperatur bis zum Jahr 2100 um 0,6 Grad steigen werde, heißt es in dem Dokument. Die "Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger" des Uno-Expertengremiums IPCC lag der "Financial Times Deutschland" als Schlussentwurf vor.
Tote, Stürme, Düre
Der Klimarat der Vereinten Nationen rechnet fest mit "steigenden Zahlen von Todesfällen, Verletzungen und Erkrankungen durch Hitzewellen, Überschwemmungen, Stürme, Waldbrände und Dürren". Mehr "hitzebedingte Sterblichkeit" sei vor allem in Europa und Asien zu befürchten. Einige hundert Millionen Menschen in dicht besiedelten Küstenregionen seien allein durch den Meeresspiegelanstieg bedroht. Mehr als ein Sechstel der Weltbevölkerung lebt laut IPCC in Regionen, wo Gletscher und Schnee wichtige Wasser-Reservoire sind - die aber "sehr wahrscheinlich" weiter schwinden.
Außerdem drohe ein empfindlicher Verlust an biologischer Vielfalt. Für 20 bis 30 Prozent aller Arten bestehe ein "hohes Risiko der unwiderruflichen Auslöschung", sollte die globale Mitteltemperatur um weitere 1,5 bis 2,5 Grad Celsius (verglichen mit 1990) steigen. Das könnte nach heutigen Szenarien in der zweiten Jahrhunderthälfte der Fall sein, wenn die Treibhausgas-Emissionen bis dahin nicht stark limitiert worden sind.
Moon: So gefährlich wie Krieg - mindestens
Die Bedrohung durch den Klimawandel soll nach Ansicht von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon das Hauptthema auf dem kommenden Gipfeltreffen der wichtigsten Industrienationen in Deutschland werden. Die globale Erwärmung und die Klimakrise seien mindestens eine genauso große Bedrohung für die Menschheit wie Kriege oder andere Konflikte, sagte Ban. Er wolle daher die Staats- und Regierungschefs bei ihrem G-8-Treffen im Juni in Heiligendamm dazu bewegen, mehr Verantwortung für den Klimaschutz zu übernehmen.
Gleichzeitig kündigte Ban an, das Thema auch innerhalb der Vereinten Nationen stärker in den Mittelpunkt zu rücken. "Die Welt benötigt auf internationaler Ebene ein stimmigeres System zur Bekämpfung von Umweltproblemen", erklärte Ban. Kritiker fordern vor diesem Hintergrund seit einiger Zeit die Aufwertung des UN-Umweltprogramms zu einer eigenständigen und damit auch schlagkräftigeren UN-Organisation.
Erst im vergangenen Monat hatte ein Forum von 2500 Wissenschaftlern im Auftrag der UN einen Klimabericht veröffentlicht, in dem ausdrücklich der Mensch für den Klimawandel verantwortlich gemacht wird. Die Forscher sagten wegen des zunehmenden Treibhauseffekts verheerende Unwetter, Dürreperioden und steigende Meeresspiegel rund um den Globus voraus, die für mehr als 1000 Jahre anhaltenden könnten. (sams)