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Neuer Giftgasangriff in Syrien?

12. April 2014

Ungeachtet der Bemühungen zur Vernichtung des Chemiewaffenarsenals ist im Bürgerkrieg wohl wieder Giftgas eingesetzt worden. Der Ort: die Provinz Hama. Regierung und Rebellen weisen sich gegenseitig die Schuld zu.

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Anwohner flüchtet vor Rauch nach Angriff in Aleppo (Foto: AP)
Bild: picture alliance/AP Photo

Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte, die der Opposition nahesteht, teilte mit, Kampfflugzeuge der Regierung hätten über Kafr Sita in der Provinz Hama Sprengstofffässer abgeworfen, die einen "dichten Rauch und Gerüche" erzeugt hätten. Bewohner hätten anschließend über Atemnot und Vergiftungserscheinungen geklagt.

Atemnot, Erstickungsanfälle...

Im Online-Netzwerk Facebook berichten Aktivisten aus Kafr Sita von einem Angriff mit "Chlorgas", durch den es "mehr als hundert Fälle von Atemnot" gegeben habe. Auf der Video-Plattform YouTube wurden Filme veröffentlicht, auf denen Kinder und Männer zu sehen sind, die husten und schwer nach Luft ringen. Ein Mediziner spricht von einem "gelben Produkt" mit einem "Geruch, der Chlorgas ähnelt".

Die Syrische Beobachtungsstelle mit Sitz in London beruft sich bei ihren Informationen auf ein großes Netzwerk aus Aktivisten und Medizinern - von unabhängiger Seite können ihre Angaben nicht überprüft werden.

Staats-TV sieht Al-Nusra-Front hinter dem Angriff

Dagegen behauptet das syrische Staatsfernsehen, Rebellen der islamistischen Al-Nusra-Front, die mit dem Terrornetzwerk Al Kaida verbunden ist, hätten in Kafr Sita "giftiges Chlor" eingesetzt und dadurch zwei Menschen getötet. Hundert weitere Menschen hätten an Atemnot gelitten. In dem Bericht heißt es weiter, Al-Nusra plane ebensolche Angriffe in Wadi Deif in der Provinz Idlib und in Morek in der Provinz Hama.

Im August vergangenen Jahres hatte ein Giftgasangriff nahe der syrischen Hauptstadt Damaskus Hunderte Menschen getötet. Bis heute konnte die internationale Gemeinschaft nicht eindeutig klären, wer der Verursacher war. Der Westen wirft Machthaber Baschar al-Assad vor, für den Angriff verantwortlich gewesen zu sein. Nach massiven Protesten der Weltgemeinschaft stimmte Assad der Vernichtung des syrischen Chemiewaffen-Arsenals zu. Für den Abschluss der laufenden Vernichtungsaktion der C-Waffen-Bestände haben die Vereinten Nationen eine Frist bis zum 30. Juni gesetzt. Doch der Zeitplan wird voraussichtlich nicht eingehalten, da es bereits beim Abtransport des Giftgases aus Syrien erhebliche Verzögerungen gab.

Heftige Kämpfe in Aleppo

Schwerste Kämpfe in Aleppo

In der zweitgrößten syrischen Stadt Aleppo liefern sich Regierungstruppen und Rebellen laut Aktivisten die schwersten Gefechte seit fast zwei Jahren. Besonders umkämpft ist die Geheimdienstzentrale der syrischen Luftwaffe im Stadtteil Sahra. Auf beiden Seiten soll es zahlreiche Opfer gegeben haben.

Anwohner nach einem Angriff der Regierungstruppen in Aleppo (Foto: dpa)
Von ihrem Haus in Aleppo blieb nach einem Angriff der Regierungstruppen nicht viel übrigBild: picture alliance/AP Photo

Die Aufständischen hatten Mitte 2012 zum Sturm auf Aleppo angesetzt. Sie konnten die östlichen Teile der Zwei-Millionen-Einwohner-Metropole einnehmen, seither ist die Frontlinie jedoch nahezu unverändert. Große Teile der historischen Altstadt, die zum Weltkulturerbe gehört, liegen mittlerweile in Trümmern.

se/nis (afp, ape, dpa)