Neuer deutscher Hitzerekord für Juni erreicht
30. Juni 2019So heiß war es in Deutschland in einem Juni noch nie: Am Sonntag sind um 16:30 Uhr in Bernburg/Saale in Sachsen-Anhalt 39,6 Grad Celsius gemessen worden. Das bestätigte der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Potsdam. Zuvor war um 15.30 Uhr mit 39,3 Grad in Bad Kreuznach (Rheinland-Pfalz) bereits der Hitze-Rekord für Juni registriert worden. Damit wurde die bisherige Höchstmarke von 38,6 Grad vom vergangenen Mittwoch in Coschen in Brandenburg und Bad Muskau in Sachsen am letzten Tag des Monats bereits wieder geknackt. Die bisherige Maximaltemperatur für Juni wurde somit knapp überboten: Im Juni 1947 waren im baden-württembergischen Bühlertal 38,5 Grad gemessen worden. Der Allzeit-Temperaturrekord von 40,3 Grad für Deutschland blieb zunächst unerreicht, er wurde im Juli 2015 im bayerischen Kitzingen aufgestellt.
Beim Hamburger Halbmarathon sorgte eine Temperatur von 33 Grad Celsius am Sonntag für medizinische Notfälle. Mehrere Läufer kollabierten und mussten ärztlich versorgt werden. Die Feuerwehr kam dem Sanitätsdienst des Arbeiter-Samariter-Bundes Hamburg mit 18 Rettungswagen und mehreren Notärzten zur Hilfe.
Bitte mehr Hitzepausen
Angesichts der Extremtemperaturen mahnte der neue Ärztepräsident Hitzepausen für Arbeitnehmer. "Wichtig ist, bei großer Hitze die Schlagzahl etwas herunterzufahren und - wenn irgendwie möglich - die ein oder andere Pause extra einzulegen", sagte der im Mai zum Präsident der Bundesärztekammer gewählte Klaus Reinhardt. "Arbeitgeber sollten es aus Fürsorge für ihre Mitarbeiter ermöglichen, dass bei extremer Hitze das Tempo gebremst wird."
In der neuen Woche können sich die Menschen in Deutschland aber auf etwas Abkühlung freuen. Bis zum Dienstag würden die Temperaturen auf unter 30 Grad zurückgehen, sagte der Wetterdienst vorher. Im Norden und im Süden wird es nach langer Trockenheit außerdem wieder Regen geben, teilweise Gewitter.
Auch in Rom drückt derzeit die Hitze - Papst Franziskus nahm das zum Anlass, Worte an besonders Betroffene zu richten. "Ich bete für diejenigen, die in diesen Tagen am meisten unter den Folgen der Hitze gelitten haben", sagte der Pontifex vor Gläubigen in der prallen Sonne auf dem Petersplatz. "Kranke, Alte, Menschen, die draußen arbeiten müssen, auf den Baustellen" - er hoffe, dass keiner von ihnen zurückgelassen werde.
Hitzetote in Frankreich
Die extreme Hitzewelle in Frankreich schwächte sich derweil ab. Für Sonntag meldete der Wetterdienst Météo-France leichte Abkühlung für den Westen des Landes. Für rund 30 Départements im Osten und Süden Frankreichs blieb weiterhin die Warnstufe Orange aktuell. Vor allem der Süden war von der außergewöhnlichen Hitzewelle getroffen worden. In dem Ort Gallargues-le-Montueux im Département Gard war mit 45,9 Grad am Freitag ein neuer französischer Temperaturrekord gemessen worden. Ein Radfahrer kam im südfranzösischen Département Vaucluse in Folge der extremen Hitze ums Leben. Die Regionalzeitung "Dernières Nouvelles d'Alsace" berichtet, dass ein Dachdecker in Ille-et-Vilaine starb, nachdem er in der Hitze gearbeitet hatte. Während des Hitzesommers 2003 kamen in Frankreich Tausende Menschen ums Leben. Deshalb erlässt die französische Regierung seitdem bei Hitze zahlreiche Vorsichtsmaßnahmen.
Während die Rekord-Hitzewelle Europa weiter im Griff hat, wird Spanien an mehreren Orten von Waldbränden heimgesucht. Wie die Behörden mitteilten, zerstörte in der zentralspanischen Stadt Almorox ein Feuer seit Freitag mindestens 1600 Hektar Land. Ein weiterer Brandherd wütete etwa 60 Kilometer entfernt in der Nähe von Toledo. Löschflugzeuge unterstützen die Feuerwehrleute, die inmitten von Sturmböen gegen die Flammen kämpften. Mehr als 20 Anwohner mussten in Sicherheit gebracht werden. Seit Tagen leiden weite Teile Spaniens unter einer für Juni unüblichen Hitze mit Temperaturen von mehr als 40 Grad Celsius. Im Nordosten des Landes gilt die höchste Hitze-Warnstufe. 34 der insgesamt 50 Provinzen warnen vor Waldbränden.
kle/as (dpa, afp)