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Politik

Neue Tür für die Synagoge von Halle

28. Juli 2020

Neun Monate nach dem rechtsextremistischen Anschlag hat die Synagoge von Halle eine neue Eingangstür bekommen. Sie soll dem jüdischen Gotteshaus mehr Sicherheit geben.

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Einbau der neuen Sicherheitstür an der Synagoge von Halle (Deutschland) (28.07.2020)
Einbau der neuen Sicherheitstür: Noch mehr SicherheitstechnikBild: picture-alliance/dpa/H. Schmidt

Der Anschlag auf die Synagoge von Halle war eine Zäsur in der deutschen Nachkriegsgeschichte. Am 9. Oktober 2019 versuchte ein schwer bewaffneter 27-jähriger Mann, in die Synagoge von Halle einzudringen. Er feuerte mehrere Schüsse auf die Eingangstür. Doch sie hielt stand.

Die Tür soll zum Mahnmal werden

In der Synagoge feierten zu diesem Zeitpunkt 52 Menschen den höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur. Die Sicherheitstür rettete ihnen das Leben. Jetzt wurde die mit mehreren Einschusslöchern beschädigte Tür von dem Dessauer Tischlermeister Thomas Thiele ausgebaut.

Ein Vorgang, der in ihm "gemischte Gefühle" auslöse, sagte der 47-jährige Tischler am Tag des Einbaus der neuen Tür. Das Attentat, das Leid der Menschen, erschüttere ihn bis heute, fügte er vor Medien hinzu.

Tischler Thomas Thiele fertigt am 27.07.2020 in seiner Werkstatt in Dessau-Roßlau die neue Tür für Synagoge Halle
Tischlermeister Thiele beim Bau der neuen Synagogentür: "Gemischte Gefühle"Bild: picture-alliance/dpa/H. Schmidt

Thiele baute schon 2010 die erste Eingangstür zu der Synagoge von Halle ein. Die neue hat er in mehr als 80 Stunden getreu dem Original in Handarbeit nachgebaut und mit noch mehr Sicherheitstechnik aus Stahl ausgestattet.

Die alte Tür soll der Zentralteil eines geplanten Mahnmals werden, der spätestens am 9. Oktober, zum ersten Jahrestag des Anschlags fertig sein soll - das kündigte der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Halle, Max Privorozki, an.

Der Prozess 

Das Attentat von Halle wird gerade am Landgericht Magdeburg verhandelt. Dort wird der Angeklagte Stephan B. wegen insgesamt 13 Straftaten angeklagt, darunter Mord und versuchter Mord. Inzwischen gibt es in dem Prozess 45 Nebenkläger. Bei einer Verurteilung droht dem Angeklagten eine lebenslange Freiheitsstrafe.

Halle (Deutschland): Einschusslöcher an der alten Synagogentür nach dem Anschlag vom 09.10.2019
Einschusslöcher an der alten Synagogentür: Zäsur in der deutschen NachkriegsgeschichteBild: Getty Images/J. Schlueter

Stephan S. filmte sein gesamtes Vorgehen in Halle mit einer Helmkamera und übertrug die Bilder live ins Internet. Nachdem er nicht in die Synagoge eindringen konnte, schoss er auf eine 40-jährige Frau, die ihn zur Rede stellen wollte. Er verletzte sie tödlich und erschoss anschließend in einem Hallenser Döner-Imbiss einen 20-Jährigen.

In den ersten Verhandlungstagen des Prozesses in Magdeburg hat der Attentäter bereits ein umfangreiches Geständnis abgelegt und dabei keinerlei Reue gezeigt. Er machte keinen Hehl aus seinem antisemitischen und rassistischen Weltbild.

Neun Monate nach dem Anschlag

rom/AR (dpa, afp)