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Solarbranche: Neue Technologien, neue Märkte

Gero Rueter18. Juni 2013

Solarkraft stottert in der EU, boomt in Asien und kommt in Schwung auf neuen Märkten weltweit. Die Branche erlebt Krise und Aufbruch zugleich. Ihr Treffpunkt ist in diesen Tagen die Intersolar-Messe in München.

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Messefoto Intersolar 2012 (Foto: Gero Rueter)
Das weltweit bedeutendste Treffen der Solarbranche: die Intersolar EuropeBild: DW

Rund 50.000 Besucher werden in München auf dem weltweit bedeutendsten Treffen der Solarbranche, der Intersolar Europe, in dieser Woche erwartet. Am Montag (17.06.2013) begann die Messe mit einer Fachkonferenz mit rund 2000 Experten aus der ganzen Welt.

Von Mittwoch bis Freitag (21.06.2013) rücken auf dem Münchener Messegelände 1330 Aussteller aus 47 Nationen mit ihren Produkten in den Mittelpunkt. Im Fokus stehen zum einen die neuen Märkte in der Welt, etwa in Asien und Afrika. Zum anderen beschäftigt sich die Messe mit Techniken, um Solarstrom noch günstiger zu erzeugen und eigenen Solarstrom vom Dach möglichst selbst zu verbrauchen.

Stand von Modulhändlern 2012 auf der Intersolar in München. (Foto: Gero Rueter / DW)
Intersolar: Optimismus trotz KriseBild: DW/G.Rueter

Europa verliert, Asien gewinnt

Im Mittelpunkt der boomenden Solarwirtschaft stand bisher vor allem Europa. Rund 70 Prozent der weltweiten Solarkraftanlagen waren Ende 2012 in Europa installiert. Globale Vorreiter dabei waren vor allem Deutschland und Italien, mehr als fünf Prozent des Strombedarfs wird in diesen Ländern bereits mit Solarstrom gedeckt.

Im Vergleich zu 2012 erwartet die Branche 2013 in Europa jedoch nur einen geringeren Zubau der Sonnenkraft, vor allem in den etablierten Märkten Deutschland und Italien, weil die gesetzlich garantierten Einspeisevergütungen stark sanken. Das US-amerikanische Marktforschungsinstitut IHS nennt als Grund für den Marktrückgang in Europa zudem noch die Antidumpingzölle der EU-Kommission gegen chinesische Module. Insgesamt erwarten die US-Analysten von IHS einen europäischen Marktrückgang von 35 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Ganz anders sehen Solarexperten die Entwicklung im Rest der Welt. Erwartet wird für 2013 von führenden Experten ein globales Wachstum gegenüber dem Vorjahr von über zehn Prozent. "China wird mit hoher Wahrscheinlichkeit dieses Jahr der größte Markt sein, Nummer zwei wird Japan und Nummer drei die USA", prognostiziert Winfried Hoffmann, Präsident des europäischen Solarindustrieverbands EPIA, im DW-Gespräch.

Infografik: Entwicklung der Photovoltaik (Grafik: Per Sander)

Auf zu neuen Märkten

Um den sinkenden Absatz in den europäischen Märkten auszugleichen, verfolgen die deutschen und europäischen Unternehmen mehrere Strategien. "Wir versuchen das sehr stark durch Expansion in die anderen Märkte zu kompensieren, nach Afrika und in den amerikanischen und asiatischen Markt", sagt Günther Häckl, Präsident des deutschen Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW) und zugleich Leiter der Öffentlichkeitsarbeit bei SMA Solar Technology AG in Kassel, dem Weltmarktführer von Wechselrichtern für Solaranlagen. Mit Blick auf den weltweiten Boom und den abklingenden Heimatmarkt ist sich Häckl aber auch für sein Unternehmen nicht ganz sicher, ob die Marktumstellung "so schnell auch gelingt".

Das Unternehmen Juwi aus Rheinland-Pfalz plant große Solarparks im In- und Ausland und setzt bei der Solarenergie inzwischen fast nur noch auf das Auslandsgeschäft, da sich in Deutschland durch die EU-Strafzölle und reduzierte Einspeisevergütungen große Solarparks "unter diesen Bedingungen nicht mehr wirtschaftlich realisieren lassen", sagt Juwi-Vorstand Matthias Willenbacher. Nach Angaben von Willenbacher wird sein Unternehmen 2013 weniger als zehn Megawatt Photovoltaik in Deutschland installieren, im Jahr zuvor war es noch zehn Mal so viel. Wachstumspotenzial sieht Willenbacher vor allem im Ausland: "International werden wir in diesem Jahr 200 Megawatt umsetzen", so der Unternehmer. Er setzt auf die Boommärkte in Südostasien und Indien.

Stromspeicher und Eigenverbrauch im Fokus der Intersolar

Als neuer Markt rückt auch der Selbstverbrauch von Solarstrom ohne Förderung in den Mittelpunkt. Für Gewerbebetriebe und Supermärkte, die tagsüber viel Strom verbrauchen, lohnt sich inzwischen in immer mehr Ländern die Solaranlage auf dem Dach, da sie den Strom günstiger liefert als der Energieversorger.

Einkaufszentrum mit Supermärkten in der Eifel mit einer Solaranlage auf dem Dach. (Foto: DW/Gero Rueter)
Direktverbrauch von Solarstrom nimmt zuBild: DW/G. Rueter

Der Modulhersteller und Projektentwickler Centrosolar baute bereits zahlreiche Solaranlagen auf italienischen und deutschen Supermärkten und sieht hier einen wachsenden Markt, der allerdings spezielle Beratung benötigt. "Der Eigenverbrauch von Solar-Strom kommt ganz klar, aber die Betriebe brauchen Beratung und die Projekte sind komplizierter", sagt Alexander Kirsch, Vorstandsvorsitzender von der Centrosolar Group AG, gegenüber der DW.

Auf der Intersolar stehen diesmal Speichersysteme für Solarstrom im Mittelpunkt, viele Unternehmen stellen hierzu ihre neuen Entwicklungen vor. Gerade private Hausbesitzer in Deutschland und Italien, deren Solarstrom vom Hausdach nur noch halb so viel kostet wie aus dem Stromnetz, interessieren sich zunehmend für die Speichertechnologien. Auch für ländliche Regionen ohne Stromnetz sind Stromspeicher interessant. Aber noch gelten diese Systeme als relativ teuer. Die Branche erhofft sich allerdings Kostensenkungen in den nächsten Jahren durch Innovationen und zunehmende Massenproduktion.