Mehr Solarkraft weltweit
12. Juli 2013Die Solarkraft gewinnt an Bedeutung. Nach Angaben des europäischen Photovoltaik-Industrieverband (EPIA) waren Ende 2012 weltweit Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von über 100 Gigawatt (GW) installiert. 2012 kamen 31 GW neu hinzu.
Alle Solarkraftwerke zusammen produzieren inzwischen so viel Strom wie 16 große Kohle- oder Atomkraftwerke. In Italien deckt nach Angaben von EPIA die Solarkraft bereits rund sieben Prozent des Strombedarfs, in Deutschland sechs, Griechenland vier und jeweils drei Prozent in Bulgarien, Tschechien, Belgien und Spanien.
Europa: Sonne und Wind verdrängen Öl, Kohle und Atom
Dem aktuellen EPIA-Bericht zufolge, dem Global Market Outlock Photovoltaik, lag Ende 2012 in der EU die installierte Solarstromkapazität bei 70 GW. 17 GW waren 2012 neu hinzugekommen. Im Vergleich zu allen anderen Kraftwerken war in der EU der Zuwachs bei der Solarkraft am größten und lag vor Windenergie (12 GW) und Gaskraft (5 GW).
Sonne und Wind übernehmen in Europa zunehmend die Stromversorgung. Dass immer mehr konventionelle Kraftwerke abgeschaltet werden, macht das ebenfalls deutlich. 2012 endgültig abgeschaltet wurden in Europa Ölkraftwerke mit einer installierten Leistung von drei GW, Atomkraftwerke (ein GW) und Kohlekraftwerke (fünf GW) . Neu in Betrieb gingen nur Kohlekraftwerke mit einer Gesamtleistung von drei GW.
Solarboom in China, Japan, Indien und USA
Mit dem Global Market Outlock Photovoltaik blickt EPIA vor allem auf die Zukunftsmärkte. Nach Angaben von EPIA-Präsident Winfried Hoffmann markiert das Jahr 2012 einen globalen Wendepunkt: Während in den Jahren zuvor mehr als zwei Drittel aller Solarkraftwerke in Europa aufgestellt wurden, waren es 2012 nur noch etwas mehr als die Hälfte.
Weltweiter Spitzenreiter beim Aufbau der Solarkapazität war auch 2012 noch Deutschland. Auf Dächern und Feldern neu aufgestellt wurden Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtkapazität von acht Gigawatt, ein wenig mehr als jeweils in den Jahren zuvor. Ein starkes Wachstum des jährlichen Solarausbaus beobachtet der Dachverband der Photovoltaikindustrie jetzt aber vor allem in Asien und den USA. China und die USA bauten laut EPIA doppelt so viele Solarkraftwerke wie im Vorjahr, Indien sogar fünf Mal so viele und Japan 50 Prozent mehr.
Die Branche sieht auch in diesem Jahr einen Boom der Solarenergie in diesen Regionen: Den Experten erscheint eine weitere Verdoppelung der Neuinstallationen im Vergleich zu 2012 realistisch. Der weltweit größte Zubau wird nach Angaben von EPIA-Präsident Hoffmann in diesen jungen Märkten liegen: Sie werden Deutschland von der Spitzenposition verdrängen. "China wird mit hoher Wahrscheinlichkeit dieses Jahr der größte Markt sein, Nummer zwei wird Japan und Nummer drei die USA", so Hoffmann im DW-Interview.
Günstiger Solarstrom
Der Grund für den Solarboom liegt vor allem in den sinkenden Kosten der Solarstromerzeugung. Vor 20 Jahren kostete der Solarstrom noch einen Euro pro Kilowattstunde, in Ländern mit viel Sonne "heute deutlich unter zehn Cent, in vielen Regionen zwischen sechs und sieben Cent. Das macht Solarstrom so attraktiv“, sagt Hoffmann.
In ihrer pessimistischen Prognose, dem "Business as Usual", prognostiziert EPIA bis 2015 eine Verdoppelung der weltweit installierten Solarkraft im Vergleich zu 2012. Unterstützt die Politik aber aktiv den Umbau der Energieversorgung, geht EPIA in ihrer optimistischen Prognose von zweieinhalb Mal mehr Solarkraft aus. Bis Ende 2020 rechnet Hoffmann unter optimistischen Bedingungen mit sechs Mal mehr Solarkraft weltweit im Vergleich zu 2012.
Für die Photovoltaikindustrie selbst sieht Hoffman die aktuelle Krise noch nicht überwunden: "Im Moment macht das Produzieren keinen Spaß." Die Modulhersteller leiden derzeit unter dem Preisdruck und Überkapazitäten auf dem Weltmarkt, viele halten dem Wettbewerb nicht stand. Hoffmann setzt auf neue Fertigungsverfahren in den Fabriken, damit "sie bei den heutigen Preisen keine Verluste mehr einfahren, sondern mal wieder vernünftige Gewinne machen".
Gute Aussichten
Trotz derzeit hohen Verlusten in der Photovoltaikindustrie schaut Hoffmann positiv in die Zukunft: "Unsere Branche befindet sich in der Neuausrichtung." Die Märkte tragen sich seiner Einschätzung nach zunehmend selbst, da Solarstrom vom Haus oder Fabrikdach günstiger ist als der Strom aus der Steckdose. Außerdem würden große Solarparks zunehmend günstigeren Strom produzieren als konventionelle Kraftwerke.