Beck: "Solarkraft billiger als Kohlestrom"
12. September 2013Deutsche Welle: Herr Beck, Sie bauen große Solarkraftwerke weltweit. Was kostet heute der Strom aus einem Solarpark?
Bernhard Beck: In Deutschland kann Solarstrom jetzt für zehn Eurocent pro Kilowattstunde erzeugt werden. Das ist ein sehr guter Wert. Damit nähern wir uns den Erzeugungskosten von neuen, konventionellen Kraftwerken.
Und was kostet der Solarstrom in sonnenreichen Ländern?
Bei mehr Sonne gibt es generell mehr Ertrag und die Kilowattstunde ist günstiger. Aber meistens steigt auch der Aufwand: Module müssen gereinigt und die Solarparks in schwache Netze eingebunden werden. Aber tendenziell kann in sonnenreichen Regionen die Kilowattstunde für unter zehn Eurocent produziert werden.
Was bedeutet das?
Generell können Sie davon ausgehen, dass Solarkraftwerke in sonnenreichen Ländern Strom zu Preisen produzieren, die unter den Erzeugungskosten von Wind-, Kohle- und Gaskraftwerken liegen. Solarstrom aus Großkraftwerken wird jetzt konkurrenzfähig zu Energie aus konventioneller Erzeugung.
Wie entwickelt sich der Markt von großen Solarkraftwerken?
Das Verständnis muss hier wachsen. Energieversorger müssen verstehen, dass Solarstrom eine günstige, vielleicht auch im regionalen Zusammenhang die günstigste Energiequelle ist. Je mehr dieses Verständnis wächst, desto mehr Marktentwicklung werden wir hier auch sehen. Technisch und finanziell sind wir durchaus in der Lage, es mit konventionellen Energieträgern in vielen Ländern dieser Welt aufzunehmen.
Wie sehen Sie die globale Entwicklung in den nächsten Jahren?
Das Hauptwachstum der Solarenergie sehe ich bei Großkraftwerken, nicht bei kleinen Dachanlagen. Ein massives Wachstum dieser großen Kraftwerke sehe ich vor allem außerhalb Europas. Aber auch innerhalb Europas werden alte Kraftwerkskapazitäten durch neue ersetzt werden, und in diesem Fall ist natürlich Solarenergie eine Alternative, die vom Preisverhältnis mitspielen kann.
Wie groß können Solarkraftwerke sein?
Im ostdeutschen Templin steht aktuell unser größtes Solarkraftwerk mit 128 Megawatt. Dieses Kraftwerk hat viele einzelne Kraftwerksblöcke. Aktuell verkaufen wir Kraftwerksblöcke mit jeweils drei Megawatt. Ob man dann einen Block aufstellt oder 100 dieser Einheiten, das spielt im Prinzip keine Rolle. Wichtig ist, dass diese Blöcke möglichst günstig den Strom produzieren. Der Vorteil gegenüber Kohle- und Gaskraftwerken ist jedoch noch, dass wir auch relativ dezentral den Strom erzeugen.
Eicke Weber, Leiter des Fraunhofer-Instituts für solare Energiesysteme, geht davon aus, dass sich die Kosten für Solarstrom bis 2030 halbieren werden. Rechnen Sie auch damit?
Durch Innovation können wir in den nächsten Jahren die Kosten weiter senken, da gibt es noch Potenzial. Allerdings sehe ich auch technische Grenzen, zum Beispiel bei den Modulständern. Insgesamt sehe ich aber kein Problem, die Solarkraft in die Marktwirtschaft zu bringen, auch wenn das ein Prozess ist, der viel Anstrengung erfordert und auch einige Jahre dauert.
Bernhard Beck ist Geschäftsführer von BELECTRIC Solarkraftwerke GmbH. Das süddeutsche Unternehmen hat 1750 Mitarbeiter und unterhält in 20 Ländern eigene Vertretungen. Es gehört zu den weltweit führenden Unternehmen im Bau von großen Solarkraftwerken. Für die innovative Kraftwerkstechnologie wurde Belectric mit dem Intersolar Award 2013 ausgezeichnet.