Neue Kämpfe in der Elfenbeinküste
16. März 2011Kurz vor Sonnenaufgang seien am Mittwoch (16.03.2011) in der Stadt Duékoué schwere Schusswechsel zu hören gewesen, berichteten Zeugen. "Sie haben um fünf Uhr in der Stadt angefangen zu schießen. Niemand war auf der Straße, weil alle Angst haben. Seit Sonntag gibt es Gerüchte über einen bevorstehenden Angriff", sagte ein Bewohner der Stadt. Duékoué liegt im Süden der Elfenbeinküste, allerdings nur rund 40 Kilometer von der Grenze zum nördlichen Teil des Landes entfernt. Der Norden wird von Ouattara-nahen Rebellen kontrolliert.
Seit der Stichwahl um das Präsidentenamt Ende November 2010 gilt Alassane Ouattara international als der rechmäßige Präsident der Elfenbeinküste. Alt-Präsident Laurent Gbagbo erkennt das Wahlergebnis aber nicht an und weigert sich, die Macht abzugeben. Seitdem stoßen Anhänger beider Lager immer wieder in blutigen Auseinandersetzungen aufeinander.
Überfall an Straßensperre
Am Dienstag haben bewaffnete Männer in Abidjan vier Menschen getötet. Der Vorfall ereignete sich an einer Straßensperre, berichteten Augenzeugen. Die Sperre hatten Gbagbo-Anhänger errichtet. Die Angreifer seien in einem Taxi zur Sperre gekommen und hätten das Feuer eröffnet. Noch ist unklar, wer die Opfer sind. Zeugen sprachen von Passanten, andere von jungen Gbagbo-Anhängern.
Hilfsorganisationen und Menschenrechtsgruppen warnen vor einer dramatischen Verschärfung der humanitären Lage in der Elfenbeinküste. Die politisch instabile Situation und die andauernden Kämpfe machten es schwierig bis unmöglich, zu Kranken und Verletzten zu gelangen, sagte Mego Terzian von der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF). In Abobo, einem von Unruhen erschütterten Stadtteil von Abidjan, funktioniere nur noch ein Krankenhaus. In dem Einzugsgebiet leben aber zwei Millionen Einwohner. Die meisten Mitarbeiter der anderen Krankenhäuser sind wegen der anhaltenden Gewalt aus Abobo geflohen. Die UN schätzt, dass mittlerweile rund 300.000 Menschen allein aus Abidjan geflohen sind.
HRW beschuldigt Gbagbo-Milizen
Auch im Westen des Landes begeben sich immer mehr Menschen auf die Flucht. Mehr als 80.000 haben im Nachbarland Liberia Schutz gesucht. Die Versorgung der Flüchtlinge werde immer schwieriger, warnten mehrere Hilfsorganisationen.
Unterdessen hat die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) vor allem Gbagbos Jugendmilizen zahlreiche brutale Übergriffe und Verbrechen vorgeworfen. Die meisten Opfer des Konflikts seien von Gbagbo-Anhängern getötet worden, sagte David Bekele, Afrikadirektor von Human Rights Watch. Außerdem sei in den vergangenen Wochen die Gewalt gegen Einwanderer aus anderen westafrikanischen Staaten stark angestiegen.
Autorin: Christine Harjes (dpa, AP, afp, Reuters)
Redaktion: Stephanie Gebert