Neue Hoffnung in Westafrika
25. Februar 2015"Ein Angriff auf einen von uns, ist ein Angriff auf uns alle." Mit diesen Worten geißelte Nigers Präsident Mahamadou Issoufou den Terror von Boko Haram, der zunehmend auch für sein Land zur Bedrohung wird. Bislang verbreitete die Islamisten-Miliz in erster Linie im Nordosten Nigerias Angst und Schrecken. Seit einigen Wochen sind Boko-Haram-Kämpfer verstärkt in der Nähe des Tschad-Sees aktiv, wo auch Niger an Nigeria grenzt. Anfang Februar hatten die Islamisten in Diffa im Südosten Nigers Anschläge verübt. Um ihre Solidarität zu zeigen, kamen der togolesische Präsident Faure Gnassingbé und Benins Staatsoberhaupt Thomas Boni Yayi nach Niamey, der Hauptstadt von Niger. Beide machten deutlich, dass sie Ländern solidarisch zur Seite stehen, die von Boko Haram angegriffen werden. Boni Yayi stellte zudem nochmals klar, dass der gemeinsame Kampf gegen Boko Haram nicht infrage steht.
Gemeint war das gemeinsame Mandat der Afrikanischen Union (AU) gegen Boko Haram. Vereinbart ist, dass Truppen aus Nigeria gemeinsam mit Streitkräften aus den Nachbarländern Tschad, Kamerun, Benin und Niger gegen Boko Haram vorgehen. Die fünf Länder haben zugesagt, insgesamt 8700 Soldaten für den Kampf gegen die Islamisten bereitzustellen.
Der ehemalige nigerianische Kommandeur, General Ibrahim Babangida, betonte im DW-Interview die wichtige Rolle des militärischen Engagements der Afrikanischen Union: "Mit Gottes Hilfe wird der Kampf der multinationalen Truppe erfolgreich sein." Es sei nicht allein Nigerias Problem, so Babangida. "Alles, was Nigeria betrifft, beeinflusst auch die Nachbarländer."
Eingeständnis des eigenen Versagens?
Jesper Cullen, ein Experte bei der britischen Risikomanagement-Beratungsfirma "Risk Advisory", ist hingegen skeptisch, was den Erfolg der 8700-Mann-Truppe angeht: "Nigerias Regierung lässt zwar Soldaten aus dem Tschad und Kamerun ins Land, aber das auch nur im Grenzgebiet." Möglicherweise, so die Einschätzung des Experten, befürchte die Regierung, dass es wie ein Eingeständnis des eigenen Versagens wirkt, sich von ausländischen Truppen unterstützen zu lassen.
Dabei geht es inzwischen sogar um noch weitergehende Maßnahmen. Nachdem sie selbst eine multinationale Truppe auf die Beine gestellt haben, setzen die AU-Staats- und Regierungschefs jetzt auf ein Mandat des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen. Sie hoffen, auf diese Weise finanzielle und logistische Hilfe zu bekommen. Bei einem Besuch in Westafrika hat der französische Außenminister Laurent Fabius bereits signalisiert, der AU bei diesem Ansinnen unter die Arme zu greifen. "Frankreich unterstützt die afrikanische Eingreiftruppe uneingeschränkt." Fabius lobte zudem, dass Nigeria seine militärischen Anstrengungen gegen Boko Haram erhöht habe.
Nach Einschätzung von Jesper Cullen ist das Interesse der Staatengemeinschaft groß, die islamistische Terrorgruppe zu bekämpfen. Die Frage sei jedoch, ob die internationalen Bemühungen sich darauf konzentrieren, Nigerias Nachbarländer zu schützen, damit sich Boko Haram nicht auch noch dort ausbreiten kann. Oder ob es um eine Bekämpfung der Terrorgruppe in Nigeria selbst geht. Obwohl die eigene Armee um einiges größer als die AU-Truppe ist, habe Nigeria bislang Probleme gehabt, Boko Haram zu bekämpfen.
Militärische Erfolge und Machtlosigkeit
Die Armee hat allerdings in letzter Zeit immer wieder Erfolge gemeldet. So eroberte das Militär strategisch wichtige Orte zurück. Darunter Baga, wo Anfang Januar hunderte Menschen dem Boko-Haram-Terror zum Opfer fielen.
In der Tat habe das Land einiges unternommen, um den Kampf gegen den Terror zu verbessern, davon ist auch Manji Cheto überzeugt. Die Sicherheitsexpertin der in London ansässigen Beratungsfirma "Teneo Intelligence" sagt, dass zwei wesentliche Punkte dazu beigetragen haben: "Das vom nigerianischen Militär angeforderte Material hat nun tatsächlich die Soldaten an der Front erreicht", sagt Cheto. "Des Weiteren hat die nun endlich aufgestellte multinationale Truppe geholfen, die Schläge gegen Boko Haram zu intensivieren."
Allerdings scheint das Militär bislang weitgehend machtlos zu sein, wenn es um die zahlreichen Bombenanschläge geht, die Boko Haram verübt. Den Islamisten gelingt es immer wieder, Frauen und selbst kleine Mädchen als lebende Bomben an belebte Orte zu schicken, wo deren Sprengsätze dann gezielt in Menschenmengen gezündet werden. Zu gleich zwei dieser Anschläge kam es in den vergangenen Tagen in Potiskum. Insgesamt kamen dabei mindestens 16 Menschen ums Leben und mehr als 50 wurden verletzt.