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Neue Entwicklungsstrategie für Afrika

Mirjam Gehrke31. Januar 2014

Entwicklungsminister Müller (CSU) hat eine neue Afrika-Strategie angekündigt. Dabei sollen Bundeswehr-Einsätze und humanitäre Hilfe besser abgestimmt werden. Mali und Zentralafrika stehen dabei im Mittelpunkt.

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Bildergalerie Kenia 50 Jahre Unabhängigkeit Massai mit Handy (Foto:picture-alliance/Ton Koene)
Bild: picture-alliance/Ton Koene

Landwirtschaft und Bildung zeichnen sich als Schwerpunkte der neuen Afrikapolitik des BMZ ab. Müller will jährlich eine Milliarde Euro gezielt für die ländliche Entwicklung zur Verfügung stellen. Damit sollen bäuerliche Betriebe gestärkt und so die lokale Ernährung gesichert werden. "Wir sind davon überzeugt, Afrika kann sich selbst ernähren", sagte Müller diese Woche in seiner Regierungserklärung.

Landwirtschaft und Ernährungssicherung

Die Afrikanische Union (AU) hat in dieser Woche auf ihrem Jahresgipfel in Addis Abeba das "Jahr der Landwirtschaft" ausgerufen. Der Kontinent sei gut vorbereitet, um internationale Hilfe effektiv umzusetzen, meint Tobias Kahler von ONE-Deutschland. "Landwirtschaftliches Wachstum ist bei der Armutsbekämpfung in Subsahara-Afrika elf Mal so wirksam wie Wachstum in anderen Bereichen. 36 afrikanische Länder haben belastbare nationale Landwirtschaftsstrategien, an deren Umsetzung Deutschland sich nun maßgeblich beteiligen sollte." Minister Müller solle die Chancen nutzen, die sich daraus ergeben, so der Appell von ONE-Direktor Kahler.

Entwicklungsminister Gerd Müller Entwicklungsminister (Foto: Adam Berry/Getty Images)
Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU)Bild: Getty Images

Reinhard Thiele vom Institut für Weltwirtschaft in Kiel sieht in einer neuen Afrika-Strategie die Chance, Versäumnisse der vergangenen Jahrzehnte aufzuarbeiten, namentlich in den Bereichen Bildung, gute Regierungsführung und eben der landwirtschaftlichen Entwicklung. Dabei brauchen die Bauern in Afrika aber nicht allein technische Hilfe oder besseren Zugang zu den lokalen Märkten. "Vor dem Hintergrund des Klimawandels wird die Agrarforschung jetzt wieder sehr wichtig, zum Beispiel die Entwicklung von dürreresistenten Getreiden", so Thiele im DW-Interview.

Feldarbeit in Afrika
Kleinbauern sollen besonders gefördert werden.Bild: CC/Twin and Twin Trading Images

Grundbildung ist nur der Anfang

Grundschulbildung für alle Kinder bis zum Jahr 2015 ist eines der Millenniumsentwicklungsziele. Doch Grundbildung allein löse die Entwicklungsprobleme Afrikas nicht, gibt Reinhardt Thiele zu bedenken: "Ein stärkerer Fokus auf Sekundar- und Tertiärbildung würde dazu beitragen, dass lokale Kapazitäten, auch für die privatwirtschaftliche Entwicklung, geschaffen werden. Entwicklungsminister Müllers hat in seiner Regierungserklärung angekündigt, zusammen mit dem DAAD tausend neue Austauschplätze für afrikanische Studenten und Professoren in Deutschland zur Verfügung zu stellen. Dazu werden zusätzlich 400 Millionen Euro bereitgestellt. Vor allem im Bereich des Rohstoffmanagements benötigt der Kontinent Fachleute.

Was kann Entwicklungspolitik leisten?

Eine Billion Dollar an Entwicklungshilfe sind in den letzten 50 Jahren nach Afrika geflossen. Doch trotz dieser massiven Hilfe gilt Afrika bis heute als der Kontinent der Krisen, Kriege und Katastrophen. Hat die Entwicklungspolitik versagt? Nein, sagt Reiner Thiele vom IfW in Kiel. Es gibt sie: die Beispiele für erfolgreiche Entwicklung.

Ghana sei ein solches Beispiel, so Thiele: "Hier hat die Entwicklungszusammenarbeit nicht mit spektakulären Großprojekten angesetzt, sondern viele kleine Maßnahmen, von Demokratieförderung über Bildung bis hin zur kleinbäuerlichen Landwirtschaft durchgeführt." Die stabile Entwicklung sei aber nicht allein auf die internationale Zusammenarbeit zurückzuführen. "Es waren auch in dem Land empfängliche Strukturen für die Entwicklungshilfegelder vorhanden." Auch in Mosambik und Kenia sei Entwicklungshilfe auf fruchtbaren Boden gefallen, so dass diese Länder heute selber Impulsgeber für ihre Nachbarländer sein könnten, meint Thiele.

Keine Entwicklung ohne Sicherheit

Solange Menschen vor bewaffneten Konflikten auf der Flucht sind, wie derzeit in der Zentralafrikanischen Republik, ist an Entwicklung nicht zu denken. Die Absicht der Bundesregierung, sich stärker militärisch in Afrika zu engagieren sieht Thiele in diesem Zusammenhang. Wirtschaftliche Interessen spielen seiner Ansicht nach eine untergeordnete Rolle. "Das ist in erster Linie geopolitisch zu sehen: In Mali geht es darum, Al-Kaida zurückzudrängen. Und die Zentralafrikanische Republik hat Grenzen zu acht verschiedenen afrikanischen Ländern. Da könnte ein Flächenbrand entstehen und dann möglicherweise Migrationsdruck."

Die Bundeswehr bildet Soldaten in Mali aus (Foto: CC/Twin and Twin Trading Images)
Die Bundeswehr bildet Soldaten in Mali ausBild: picture-alliance/dpa

Migration verhindern, den Menschen eine Perspektive in ihrer Heimat zu ermöglichen, so will auch Entwicklungsminister Müller seine Afrika-Strategie verstanden wissen. "Lampedusa wird es hundert Mal geben, es wird es tausend Mal geben. Es genügt nicht, dass wir im Mittelmeerraum nur die Zäune und die Polizeipräsenz verstärken. Wir müssen Lebensperspektive für die Menschen vor Ort schaffen.

Auf die Frage, wie Deutschland den afrikanischen Krisenländern helfen könnte, haben die Nutzer der DW auf Facebook in erster Linie Hilfe bei der Lösung der Konflikte angeführt. "Indem es (Deutschland) zwischen die Konfliktparteien geht, wenn es die Sicherheit erfordert", schreibt ein Nutzer aus Nigeria, und ein anderer fordert ganz konkret "Indem es afrikanische Sicherheitskräfte ausbildet und ihnen moderne Ausrüstung gibt."