Neue Achse Riad-Bagdad soll den Iran schwächen
22. Oktober 2017Die arabischen Nachbarn in Riad und Bagdad und die USA eint, dass sie gegen die wachsende Dominanz des Irans in der Region sind. Daher sind das sunnitische Königreich Saudi-Arabien und der Irak nach Jahrzehnten mit einem schwierigen bilateralen Verhältnis bereit, aufeinander zuzugehen.
Im Beisein von US-Außenminister Rex Tillerson gründeten der saudische König Salman und der irakische Ministerpräsident Haidar al-Abadi einen Koordinierungsrat, durch den beide Länder künftig enger zusammenarbeiten sollen. Abadi äußerte sich "zufrieden" über die Stärkung der Beziehungen. Sein Land setze sich für die territoriale Einheit und Stabilität des Iraks ein, betonte König Salman. Tillerson sagte: "Wir sind dankbar für diesen Fortschritt und bitten Sie, diese für die Stabilität der Region wichtige Beziehung aufrechtzuerhalten."
USA fordern Rückzug iranischer Milizen aus dem Irak
Der Irak unterhält enge Beziehungen zu seinem schiitischen Nachbarn Iran. So kämpfen im Irak Milizen, die unter dem Einfluss Teherans stehen, gegen Terrormilizen wie den "Islamischen Staat" (IS). Die USA wollen diese im Irak nicht mehr sehen und stellen eine eindeutige Forderung an Bagdad. Iranische Milizen, die sich im Irak befinden, müssten, da der Kampf gegen Terrorgruppen wie den IS zu Ende gehe, in ihre Heimatland zurückkehren, sagte Tillerson in Riad. Den Irakern müsse es gestattet sein, die Kontrolle über ihre Heimat selbst ausüben zu können.
Der Iran gilt als Gegenspieler Saudi-Arabiens in der Region. Für mehr Einfluss im Irak dürfte Riad daher bereit sein, dem Nachbarn beim Wiederaufbau nach den Kämpfen gegen die IS-Terrormiliz finanziell unter die Arme zu greifen. Das US-Außenministerium berichtete zudem, dass Tillerson mit König Salman im persönlichen Gespräch darüber beriet, wie man dem Einfluss des Irans entgegentreten könne.
Die US-Regierung fährt gegenüber Teheran einen harten Kurs. Präsident Donald Trump hatte es vor einigen Tagen abgelehnt, zu bescheinigen, dass sich der Iran an das internationale Atomabkommen mit dem Land hält. Er will neu über das Abkommen verhandeln und droht damit, die Vereinbarung von 2015 aufzukündigen. Damit könnte es im äußersten Fall zu einem Kollaps der Vereinbarung kommen.
Iran kritisiert USA für geplantes Anti-Iran-Bündnis
Die Reaktion auf das Dreier-Treffen in Riad ließ nicht lange auf sich warten. "Leider will die Regierung von US-Präsident Trump aus ihren Fehlern nicht lernen und auch von ihrem Anti-Iran-Kurs der letzten Monate nicht abweichen", sagte Außenminister Mohamed Dschawad Sarif nach Angaben der Nachrichtenagentur ISNA während eines Besuchs im südafrikanischen Pretoria. Die Trump-Regierung wolle auch nicht begreifen, dass der Iran für die Region keine Gefahr sei, sondern mit dem Kampf gegen die IS-Terrormiliz für Frieden und Stabilität in der Region sorgen wolle. "Ohne den Iran würde der IS nun in Damaskus, Bagdad und Erbil regieren."
qu/uh (dpa, afp, rtr, APE)