1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Netanjahu prangert Iran-Deal an

2. Oktober 2015

Das war ein ungewöhnlicher Auftritt: Israels Regierungschef Netanjahu hat mit deutlichen Worten vor dem Iran gewarnt, zugleich las er den Vereinten Nationen die Leviten - und das vor der UN-Vollversammlung.

https://p.dw.com/p/1GhUC
Israels Miniterpräsident Benjamin Netanjahu bei der UN-Vollversammlung (links) zusammen mit UN-Generalsekretär Ban Ki Moon (rechts im Bild) (Foto: REUTERS/Andrew Kelly)
Nicht immer einer Meinung: Israels Ministerpräsident Netanjahu (links) und UN-Generalsekretär BanBild: Reuters

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat mit einem Schweige-Protest vor den Vereinten Nationen das internationale Atomabkommen mit dem Iran angeprangert. Während seiner Rede bei der UN-Generaldebatte in New York herrschte fast eine Minute lang wortlose Stille. Netanjahu warf den Vereinten Nationen vor, die Drohungen des Iran gegen sein Land wortlos hinzunehmen. "Vollkommene Stille. Ohrenbetäubende Stille", erklärte Netanjahu und sagte anschließend für 45 Sekunden kein Wort.

"Ich weigere mich, still zu sein", führte er dann seine Rede fort. "Dieser Deal macht Frieden nicht wahrscheinlicher, indem Irans Aggressionen mit Milliarden von Dollar an Sanktionserleichterungen geschürt werden. Er macht Krieg wahrscheinlicher", sagte Netanjahu. Sein Land werde alles tun, um sich zu verteidigen. "Israel wird keiner Kraft auf Erden erlauben, seine Zukunft zu gefährden", sagte er.

"UN verhalten sich feindlich gegenüber Israel"

Der Iran hatte sich Mitte Juli mit den fünf UN-Vetomächten und Deutschland darauf geeinigt, sein umstrittenes Atomprogramm unter internationale Kontrolle zu stellen. Teheran verpflichtet sich in dem Abkommen zu tiefgreifenden Einschnitten bei der Urananreicherung. Im Gegenzug sollen die Sanktionen gegen den Iran aufgehoben werden.

In einer scharfen Rede hat der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu nicht nur vor dem Iran gewarnt, sondern auch den Vereinten Nationen Vorurteile gegen sein Land vorgeworfen. "Die UN sind extrem feindlich gegenüber Israel, der einzigen Demokratie im Nahen Osten", sagte Netanjahu. "Wir erleben hier ein exzessives Niedermachen Israels." In den vier Jahren des Mordens in Syrien habe die UN-Vollversammlung nur einmal die Gewalt in Syrien verurteilt, aber 20 Mal das Vorgehen Israels.

Mögliche Friedensverhandlungen mit Palästinensern

Im Konflikt mit den Palästinensern erklärte sich Netanjahu bereit, "umgehend direkte Friedensverhandlungen ohne jede Vorbedingung" aufzunehmen. Die Friedensgespräche zwischen Israelis und Palästinensern liegen auf Eis, seit der letzte Vermittlungsversuch von US-Außenminister John Kerry im April 2014 scheiterte.

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas hatte am Mittwoch in seiner Rede vor der UN-Vollversammlung die Aufkündigung des Friedensprozesses mit Israel angedroht. Die Palästinenser seien nicht länger an die Verträge von Oslo gebunden, wenn diese von Israel nicht eingehalten würden, sagte Abbas.

"Ich weiß, es ist nicht einfach"

Nun wandte sich Netanjahu direkt an den Palästinenserpräsidenten mit dem Vorschlag zu neuen Gespräche: "Präsident Abbas, ich weiß, es ist nicht einfach. Ich weiß, dass es schwer ist. Aber wir schulden es unseren Völkern, es zu versuchen." Außerdem rief er die Palästinenserführung auf, sich an die geschlossenen Vereinbarungen zu halten: "Die Palästinenser sollten sich nicht vom Frieden entfernen."

In den vergangenen Wochen hatten schwere Zusammenstößen vor der Al-Aksa-Moschee in Jerusalem Befürchtungen vor einem neuen Palästinenseraufstand geschürt.

pab/haz (dpa, afp)