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Magnus Carlsen bleibt Schach-Weltmeister

Holger Hank
10. Dezember 2021

Mit 7,5 : 3.5 hat Magnus Carlsen die Schach-WM klar gewonnen. In Dubai profitierte der norwegische Dauerweltmeister von den vielen Fehlzügen seines russischen Gegners Jan Nepomniachtchi.

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Schach-WM Ian Nepomnjaschtschi und Magnus Carlsen
Bild: GIUSEPPE CACACE/AFP

Am Ende ging alles ganz schnell. Ein kurzer Handschlag, ein Achselzucken des Herausforderers: Die Schach-Weltmeisterschaft 2021 ist Geschichte. Mit einem weiteren Sieg hat der alte und neue Champion Magnus Carlsen (Norwegen) schon nach elf Runden mit 7,5 : 3,5 Punkten seinen Titel verteidigt. Von großer Freude ist nach der Partie bei dem Norweger allerdings nichts zu spüren. Zu klar seine Dominanz, zu grob die Schnitzer seines Gegner Jan Nepomniachtchi in den letzten Runden. "Ich habe nicht erwartet, dass das Match so verlaufen würde", so der jetzt fünffache Weltmeister, "ab einem Punkt im Match konnte mein Gegner nicht mehr sein bestes Schach aufs Brett bringen."

Rätselhafte Niederlagen-Serie

Schach-WM Ian Nepomnjaschtschi
Vize-Weltmeister Jan Nepomnjaschtschi: Viele Fehler, keine ErklärungBild: GIUSEPPE CACACE/AFP

Für Jan Nepomniachtchi bedeutet dieser WM-Kampf mehr als eine sportliche Niederlage. Bei der abschließenden Pressekonferenz wirkte der 31-jährige Großmeister aus Moskau äußerlich gefasst, aber auch ein wenig geschockt: "Ich habe in meiner Karriere schon viele dumme Partien verloren, aber noch nie so viele in so kurzer Zeit", sagte er.

Auch an diesem Freitag (10.12.2021) war es wieder soweit. In einer ausgeglichenen Stellung entschied sich "Nepo" schnell zu einem vermeintlich trickreichen Angriff auf Carlsens Turm, übersah aber einmal mehr einen Zwischenzug. Carlsen konnte sofort seinen König attackieren und hatte in der Folge hatte der Weltmeister wenig Mühe, den Sieg perfekt zu machen. "Ich habe keine Ahnung, was in den letzten Partien los war, ich denke aber, es hatte nichts mit Schach zu tun", so Nepomniachtchis Versuch einer Erklärung für seine Patzer-Serie.

Die Schach-Experten sind sich einig: Die Leistung des sympathischen Russen in der zweiten Turnierhälfte ist eine große Enttäuschung. Statt spannender Partien auf Augenhöhe produzierte Nepomniachtchi auf einmal Runde für Runde kuriose Fehlzüge, über die sicherlich noch lange gerätselt wird. "Die sechste Partie hat alles entschieden“, vermutete der Weltmeister in der abschließenden Pressekonferenz. In dieser mit 136 (!) Zügen längsten Partie der WM-Geschichte hatte Carlsen nach wechselhaften Verlauf seinen Gegner niedergerungen. Einer Niederlage, von der sich Nepomniachtchi in Dubai nicht mehr erholen konnte.

Carlsen dominiert die Schachwelt

Fest steht: Magnus Carlsen ist seit 2013 Weltmeister und war noch nie so überlegen wie jetzt. In der Weltrangliste ist der Norweger allen Konkurrenten enteilt. Der usbekische Elite-Trainer Rustam Kasimjanov erklärt sich die Dominanz des Norwegers so: "Carlsen ist sehr universell." Das bedeutet: Der Weltmeister kann fast jede Art von Stellung gut spielen. "Die anderen Top-Spieler um ihn herum scheinen diese Flexibilität nicht zu haben - deshalb ist Carlsen besser", so Kasimjanov im Interview mit der DW.

Die Schachwelt blickt unterdessen nach vorne. Denn schon für Ende 2022 oder Anfang 2023 ist die nächste WM geplant. Noch steht nicht fest, wer sich für den nächsten Zweikampf mit dem Dauerweltmeister qualifizieren wird. Im Rennen ist mit dem gerade einmal 17jährigen Vincent Keymer auch ein Deutscher. Der Schüler aus der Nähe von Mainz hat ab Februar noch eine kleine Außenseiter-Chance, sich in das Kandidatenturnier zu spielen.

Schachspieler Alireza Firouzja aus Frankreich
Alireza Firouzja - der nächste Carlsen-Gegner?Bild: Koen van Weel/Anp/picture alliance

Wahrscheinlicher ist es aber, dass sich ein anderer junger Spieler in den kommenden Monaten durchsetzt: Der Franzose Alireza Firouzja ist 18 Jahre alt. Er hat zuletzt mit einer beeindruckenden Siegesserie auf sich aufmerksam gemacht und ist für das Kandidatenturnier schon qualifiziert. Der gebürtige Iraner ist inzwischen sogar die Nummer zwei in der Welt. Gut möglich, dass sich der Platzhirsch aus Norwegen bald der Angriffe des jungen Franzosen erwehren muss.