Doping mit Kartoffeln
19. August 2008Der Kartoffelmann kommt immer freitags. Wenn er das nächste Mal an unserer Haustür klingelt, werde ich ihn über meine Olympiapläne für 2012 informieren. Ich habe mich zwar noch nicht entschieden, in welcher Sportart ich im dann zarten Alter von 49 Jahren starten werde. Aber dass ich mich für die Spiele in London qualifiziere, ist eine ausgemachte Sache. Dafür werden die Kartoffeln sorgen. Was Usain Bolt kann, kann ich auch. Gleich nachdem der Vater des Jamaikaners verkündet hat, das Erfolgsgeheimnis seines Filius´ liege im Genuss der jamaikanischen Trelawny-Süßkartoffel, habe ich mich schlau gemacht, was der deutsche Markt hergibt. 211 verschiedene "Solana tuberosa" verzeichnet das Bundessorten-Amt, jede Menge von tollen Knollen mit Riesenpotential zur Leistungssteigerung. Ab sofort stehen also nur noch Salz-, Pell- und Bratkartoffeln, Püree, Gratin, Kartoffelsalat, Fritten oder Chips auf meinem Speisezettel.
Vom Talent zum Sommergold
Als Einstiegsdroge wähle ich die Sorte Talent. Dann steigere ich mich langsam über die Kartoffel Aspirant zum Erdapfel mit Namen Aktiva. Um Leistungssport-Niveau zu erreichen, wechsele ich anschließend auf die Sorte Power, kurz vor Wettkämpfen bevorzuge ich die leicht benebelnde Knolle Red Fantasy. Bei den deutschen Meisterschaften, etwa 2010, nehme ich die Kartoffel Triumpf (die sich im Vorgriff auf die nächste Rechtschreibreform wirklich mit pf schreibt). Um auch in Europa Spitze zu werden, beiße ich in die Knolle Europrima. Vor der Weltmeisterschaft 2011 greife ich in der nicht kontrollierten Trainingsphase zur Brisant, während des Wettbewerbs ist die Sorte Stärkeprofi ein absolutes Muss. Als frischgebackener Weltmeister konzentriere ich mich nun voll und ganz auf die Spiele in London, zunächst mit der Kartoffel Olympia und in der Endphase dann, Nomen est Omen, mit dem Klassiker Sommergold. Und beim Siegerinterview, werde ich, mit der Goldmedaille um den Hals, unserem Kartoffelmann danken. Der immer freitags kommt.