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Nasebohren kann gefährlich werden

Gudrun Heise
17. März 2023

Wenn wir beim Nasebohren erwischt werden, ist das vor allem peinlich. Es ist allerdings mehr als eine schlechte Angewohnheit: Wer zu häufig und zu tief bohrt, kann krank werden. Das zeigen sogar Studien.

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Junger Schimpanse, der in der Nase bohrt
Auch unsere nächsten Verwandten bohren gerne mal in der NaseBild: imago stock&people

"Nicht in der Nase bohren", das bekommen wir schon früh zu hören. Kinder popeln meist ungeniert und ausgiebig. Für sie ist es ähnlich wie Daumenlutschen. Sie tun es oft aus Langeweile oder aber auch um zu entdecken, was sich in den dunklen Gängen hinter den beiden Nasenlöchern so alles verbirgt und um dann so einiges zutage zu fördern. Eigentlich ist es eine natürliche Sache - die aber auch gefährlich werden kann.

Nasebohren war und ist immer wieder Gegenstand verschiedener Forschungsarbeiten. So haben australische Forscher an Mäusen nachgewiesen, dass die Bakterienart Chlamydia pneumoniae über den Geruchsnerv ins Gehirn gelangen kann. Im Oktober 2022 war die Studie auf dem Fachportal Nature veröffentlicht worden. 

Symbolbild - kleiner Junge bohrt in der Nase
Kinder popeln intuitiv in der Nase, etwa wenn's juckt.Bild: imago stock&people

Die Forschenden fanden einen Zusammenhang zwischen einer Infektion des Zentralen Nervensystems (ZNS) mit Chlamydia pneumoniae und Alzheimer. Wenn das Bakterium auf seinem Weg durch den Körper ist, reagieren die Gehirnzellen darauf und bilden das Amyloid-Beta-Protein. Es ist als typisches Kennzeichen für die Demenzerkrankung bekannt. Aber auch andere Krankheiten können mittlerweile auf übertriebenes Nasebohren und die daraus möglicherweise resultierenden Schäden zurückgeführt werden.

Bakterien können von der Nase bis ins Gehirn gelangen

Es gibt wohl kaum jemanden, der sich die Finger desinfiziert, bevor er sie in die Nase steckt, und auf unseren Händen tummeln sich jede Menge Bakterien. Ist die Abwehr geschwächt und die Schleimhaut nicht intakt, können Bakterien bis ins Gehirn gelangen und eine sogenannte bakterielle Meningitis auslösen. Dringen Bakterien bis dorthin vor, können sie die Entzündung verursachen, die zu Symptomen wie Fieber, Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit, Lichtempfindlichkeit und Verwirrung führen kann.

Eine bakterielle Meningitis ist eine schwere Erkrankung, die weitere Komplikationen mit sich bringen kann. Dazu gehören unter anderem Hirnschäden, Schlaganfälle, Krampfanfälle, es droht Hörverlust. Die Ärztin oder der Arzt werden die Erkrankung im Regelfall mit Antibiotika behandeln, die intravenös verabreicht werden.

Unsere Nase reagiert auf kleinste Veränderungen

Unsere Nase ist ein filigranes Gebilde mit etwa fünf bis zehn Millionen Riechzellen. Sie befinden sich in der oberen Nasenhöhle. Das Nasensekret filtert Krankheitserreger und Schadstoffe wie Pollen und Staub aus der Luft, bevor diese in die Lunge gelangen. Es schützt unser Atemorgan so vor Infektionen und Schäden. Außerdem befeuchtet die Nasenschleimhaut unsere Atemluft und verhindert so, dass sie austrocknet. Bakterien und Viren werden durch den Schleim aufgefangen und über die Flimmerhärchen aus der Nase abtransportiert.

Die Riechzellen liegen in der Nasenschleimhaut unterhalb der knöchernen Siebbeinplatte
Unsere Nase ist ein äußerst kompliziertes GebildeBild: Wissen Media Verlag/picture-alliance

Bohren wir zu tief, zu aggressiv und zu lange in der Nase können wir die empfindliche Nasenschleimhaut schädigen. Die Verletzungen, die entstehen, können nicht nur zu Nasenbluten führen, sondern auch zum Durchbruch der Nasenscheidewand. Dadurch wiederum kann es zu einer Verengung der Nasengänge kommen, die Atmung wird beeinträchtigt. Je nachdem wie ausgeprägt der Schaden ist, muss operiert werden. Dabei führt die Chirurgin oder der Chirurg eine sogenannte Septoplastik durch: Die Nasenscheidewand wird korrigiert, damit die Nasebohren wieder problemlos atmen können. 

In selten Fällen kann Popeln in der Nase zu einer Zwangsstörung werden. Psychologen sprechen dann von Rhinotillexomanie. Sie beschreibt ein suchtartiges Verhalten, das die Betroffenen oftmals nicht mehr kontrollieren können und das sie vor allem dann zeigen, wenn sie nervös oder unsicher sind. Ständiges Nasebohren kann also auch ein Hinweis auf psychische Probleme sein.

Männer popeln häufiger 

Die meisten Menschen bohren in der Nase, wenn sie sich unbeobachtet fühlen. Beliebter Ort des Geschehens ist dafür außer den eigenen vier Wänden auch das Auto. Beim Warten vor einer Ampel gehen doch so einige Autofahrerinnen und Autofahrer den Säuberungsarbeiten in ihrer Nase nach. Männer popeln mit 62 Prozent ein wenig häufiger als Frauen mit 51 Prozent. Das ist das Ergebnis einer Umfrage, die der Autor Christoph Drösser für sein Buch mit dem Titel "Wie wir Deutschen ticken" ausgewertet hat. Die Dunkelziffer liegt wahrscheinlich höher. Wer gibt schon gerne zu, dass der Finger ab und zu schon mal in der Nase verschwindet?