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Wie wir Deutschen ticken

Annika Zeitler10. August 2015

Wir lieben Bier, sammeln Gartenzwerge und tanzen auf jedem Volksfest? Nein, wir Deutschen sind ganz anders: Wir sind weintrinkende Angsthasen mit Katze, denen Sex im Stehen nahezu unbekannt ist.

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Angela Merkel
Bild: Reuters

Die Mehrheit der Deutschen liebt ihr Auto, bezeichnet sich als pünktlich, pflichtbewusst und hat Sex in der Missionarsstellung. Ganz schön spießig? Das findet auch jeder fünfte Deutsche. Sich selbst dagegen würden nur drei Prozent als spießig bezeichnen. Mehr als die Hälfte der Deutschen arbeitet seit sechs Jahren für den gleichen Arbeitgeber, zehn Prozent sind mit ihrem Chef auf Facebook befreundet.

So ticken die Deutschen laut einer Studie des Meinungsforschungsinstituts YouGov. In über 80 Umfragen haben Forscher rund 1.000 Deutsche nach ihren Einstellungen, Denkweisen und Verhaltensweisen befragt. Eine beruhigende Nachricht gleich zu Anfang: 82 Prozent der Deutschen wechseln täglich ihre Unterhosen. Nur einer von fünf tut es offenbar nicht. Und 96 Prozent der Deutschen duschen oder baden mindestens alle drei Tage. Einen großen Wandel in den Vorlieben hat es offenbar bei der Körperrasur gegeben: 71 Prozent der 18-24-Jährigen rasieren sich im Intimbereich, bei den über 55-Jährigen sind es nur 23 Prozent.

Die Deutschen feiern lieber Geburtstage als Volksfeste

Frau im Dirndl und Mann in Lederhose
Nur 37 Prozent der Befragten gehen gerne aufs VolksfestBild: Fotolia/Paul Schwarzl

Das Dirndl und die Lederhose dürfen auf dem Oktoberfest nicht fehlen. Gerade im Ausland sind wir Deutschen für unsere Volksfeste bekannt. Erstaunlich, dass nur die Wenigsten gerne auf diese Feste gehen. Die meisten Deutschen feiern lieber im privaten Familien- und Freundeskreis. Dann aber auch richtig: Jeder Vierte hat schon einmal vergessen, wie er nach Hause gekommen ist. Jeder Zwanzigste ist neben einer Person aufgewacht, an deren Namen er sich nicht erinnern konnte.

Auch bei der Vereinskultur entsprechen die Deutschen offenbar nicht dem Klischee: Mehr als die Hälfte möchte sich nicht dauerhaft an einen Sportklub, Kegel,- oder Schützenverein binden.

Deutschland greift zum Wein statt zum Bier

Wenn die Deutschen zwischen Wein und Bier wählen müssen, greifen 57 Prozent zum Wein. "Ich würde nicht sagen, dass Deutschland ein Land der Weintrinker ist, aber bei der Präferenz hat der Wein die Nase vorn", sagt Holger Geißler, der das Buch "Wie wir Deutschen ticken" herausgegeben hat.

Bratwurst, Händl und Schweinshaxe: ohne Fleisch geht es nicht

Bratwurst
81 Prozent der Deutschen essen Fleisch, weitere 3 Prozent FischBild: picture alliance/dpa Themendienst/M. Scholz

Nur sechs Prozent der Deutschen leben vegetarisch. Der Anteil der Veganer ist mit zwei Prozent noch geringer. 81 Prozent essen Fleisch, weitere drei Prozent immerhin Fisch. Beim Naschen gibt es im Land ganz klar ein Nord-Süd-Gefälle: Der Norden mag es salziger, der Süden süßer. Die größten Süßmäuler leben übrigens in der Mitte Deutschlands.

Die Deutschen und die "German Angst"

Angst vor dem Ungewissen
"German Angst" – damit verspottet man gern die Deutschen, die sich vor Kriegen und Umweltkatastrophen fürchten.Bild: Fotolia

Auch die "Angst" steht weit vorne. Die Deutschen bewegt jedoch weniger die oft spöttisch genannte "German Angst" vor Kriegen und Katastrophen, sondern vielmehr die Sorge vor individuellen Schicksalsschlägen. Beinahe drei Viertel fürchten etwa das Unglück eines Familienangehörigen, 65 Prozent haben Angst vor Krebs und 42 Prozent vor dem Tod. Auch die Angst vor einem schweren Unfall ist mit 60 Prozent hoch.

Die Deutschen halten NICHT an jeder roten Ampel

Rote Ampeln
Es ist eines der vielen Klischees über die Deutschen: Sie bleiben bei roten Ampeln stehenBild: picture-alliance/dpa

Alles Quatsch! 71 Prozent der Fußgänger würden bei Rot über die Ampel gehen. Bei den Radfahrern fährt jeder fünfte los. Aber immerhin: 14 Prozent kehren mit dem Auto eher um, als über eine rote Ampel zu fahren. Hier stimmt das Klischee dann doch wieder. Die Deutschen sind eine disziplinierte, pünktliche und ordnungsliebende Nation. Allerdings sind 39 Prozent der Befragten in ihrem Leben schon mal schwarz gefahren.

Was den Deutschen peinlich ist

Pupsen in der Öffentlichkeit ist 68 Prozent der Deutschen peinlich. Mehr als 50 Prozent der Studierenden und Auszubildenden gaben auch an, hin und wieder Musik zu hören oder Filme zu schauen, zu denen sie sich nicht öffentlich bekennen. Helene Fischer und Heino werden also nur heimlich unter der Bettdecke gehört und das Dschungelcamp nur mit Kopfhörern geschaut, damit das bloß niemand mitbekommt.

Des Deutschen liebstes Haustier ist nicht der Hund, sondern die Katze. Laut Umfrage haben 28 Prozent eine Katze, 23 Prozent einen Hund. Katzen haben allerdings auch den Vorteil, dass man für sie keine Steuern zahlen muss.

Falten oder Knüllen? Hier entsprechen die Deutschen ganz dem Klischee und benutzen ihr Toilettenpapier ordentlich. Während Amerikaner knüllen, falten 78 Prozent der Deutschen ihr Klopapier. Deutsche Männer pinkeln zwar gern im Stehen, doch zwei Drittel von ihnen wurden erfolgreich domestiziert und setzten sich zu Hause hin. Hier ist der Deutsche dann eben doch wieder ganz der Spießer.

Ein Mann sitzt auf der Toilette
Der deutsche Mann ist domestiziert und setzt sich Zuhause beim Pinkeln hinBild: picture alliance/Bildagentur-online/TIPS-Images

"Wie wir Deutschen ticken" von Christoph Dösser ist ein Projekt des Marktforschungsunternehmens YouGov mit zahlreichen Umfragen. Das Buch wirft einen humorvollen Blick auf das Gemüt der Deutschen und ist am 10. August 2015 erschienen.