Nagasaki gedenkt der Atombombenopfer
9. August 2013Der Bürgermeister der japanischen Stadt Nagasaki, Tomihisa Taue, hat den Gedenktag des Atombombenabwurfs vor 68 Jahren zur einer ungewöhnlich heftigen Kritik an der rechtskonservativen Regierung von Ministerpräsident Shinzo Abe genutzt. Dass Abes Regierung eine kürzlich in Genf ausgehandelte internationale Erklärung zum Verzicht auf Atomwaffen nicht mitgetragen habe, sei ein Verrat an den Erwartungen der Weltgemeinschaft, sagte Taue in einer Rede zum Gedenken der Opfer des Atombombenabwurfs über seiner südjapanischen Stadt. Die Zeremonie fand nahe der Stelle statt, an der am 9. August 1945 die "Fat Man" getaufte Plutoniumbombe einschlug.
Bei einer Sitzung des Vorbereitungsausschusses zur Überprüfung des Atomwaffensperrvertrags in Genf hatte die japanische Regierung ihre Zustimmung zu einer im April von 80 Staaten unterstützten Erklärung zur Unmenschlichkeit von Atomwaffen verweigert. Abe rechtfertigte dies mit der atomaren Bedrohung durch Nordkorea. Wie schon drei Tage zuvor in Hiroshima sagte der Regierungschef gleichwohl zu, sich für eine atomwaffenfreie Welt einzusetzen.
Schweigeminute um 11.02 Uhr
Um 11.02 Uhr Ortszeit, dem Zeitpunkt, als am 9. August 1945 die Atombombe über Nagasaki explodierte, legten die Bürger eine Schweigeminute ein. Von den damals 200.000 Bewohnern Nagasakis starben unmittelbar nach dem Abwurf mehr als 70.000 Menschen, teils direkt bei der Explosion, teils durch die Folgen der Strahlung in den Monaten und Jahren danach.
Der Angriff erfolgte drei Tage nach dem Abwurf einer Atombombe auf die japanische Stadt Hiroshima. Bei diesem ersten Einsatz einer Atombombe überhaupt wurden rund 140.000 Menschen getötet. Unter Historikern ist es seit langem umstritten, ob die Atombomben tatsächlich den Krieg abkürzten und damit weitere Tote bei der später im Jahr geplanten Invasion Japans verhinderten, oder ob Japan nicht ohnehin kapituliert hätte.
mm/wa (dpa, afp, ap)