Nadal im Halbfinale von Melbourne
25. Januar 2017Milos Raonic lieferte sein bestes Tennis. Er attackierte, spielte riskante Bälle und zeigte keine Angst vor dem großen Namen Rafael Nadal. Nach einem engen ersten Satz war Raonic im dramatischen zweiten Durchgang sogar der leicht bessere Spieler. Doch er konnte es im entscheidenden Moment nicht in Zählbares umwandeln. Sechs Satzbälle vergab Raonic. Nadal genügte ein einziger zum Satzgewinn. Danach war der Widerstand des Kanadiers gebrochen. Nadal verfolgte seine Linie kühl und konzentriert und holte sich auch den dritten Durchgang zum 6:4, 7:6 und 6:4-Erfolg.
Im Halbfinale trifft der Spanier am Freitag auf den Bulgaren Grigor Dimitrow. Der Weltranglisten-15. war mit einem 6:3, 6:2, 6:4 gegen den Belgier David Goffin in sein erstes Australien-Halbfinale eingezogen. Das andere Semifinale in Melbourne bestreiten bereits am Donnerstag die Schweizer Roger Federer und Stan Wawrinka.
Lucic-Baroni gelingt Tennis-Märchen
Bei den Frauen erreichte die Kroatin Mirjana Lucic-Baroni überraschend das Halbfinale. Die 34-Jährige gewann 6:4, 3:6, 6:4 gegen die letztjährige US-Open-Finalistin und in Melbourne an Position fünf gesetzte Karolina Pliskova.
Nach dem Matchball nach 1:48 Stunden bekreuzigte sie sich, blickte in den blauen Sommerhimmel und kniete sich dann auf den Centre Court in der Rod-Laver-Arena. Vor ihrem letzten Aufschlagspiel hatte sie sich einen Rosenkranz umgehängt. "Ich kann das nicht glauben, das ist verrückt, ich stehe unter Schock. Gott ist gut", sagte Lucic-Baroni nach dem Spiel.
Die Weltranglisten-79. trifft an diesem Donnerstag auf die 35 Jahre alte Serena Williams aus den USA. Die Rekordsiegerin zog mit einem 6:2, 6:3 gegen die Britin Johanna Konta als letzte Spielerin in die Vorschlussrunde ein. Im anderen Halbfinale gibt es ein US-Duell zwischen der 36-jährigen Venus Williams und Coco Vandeweghe.
Fast 18 Jahre nach der Halbfinal-Niederlage gegen Steffi Graf in Wimbledon steht Lucic-Baroni zum zweiten Mal im Semifinale eines Grand-Slam-Turniers. Bei den Australian Open war sie 1998 gemeinsam mit der Schweizerin Martina Hingis Siegerin im Doppel.
Die in Dortmund geborene und in Florida lebende Kroatin war nach ihrem Erfolg zur Mittagszeit von ihren Gefühlen überwältigt und weinte beim Siegerinterview. "Ich hätte mir niemals erträumt, wieder hier zu sein", erklärte die zu Jugendzeiten als künftiger Star geltende Lucic-Baroni, die nach privaten Schwierigkeiten nie mehr an frühe Erfolge anknüpfen konnte. "Das macht alles Schlechte, was mir im Leben zugestoßen ist, wieder gut."
Im kanadischen Quebec City hatte sie 2014 erstmals nach ihrer Pause und nach 16 Jahren wieder ein WTA-Turnier gewonnen. Eine solch große Zeitspanne zwischen zwei Einzel-Titeln hatte es auf der WTA-Tour bislang noch nie gegeben.
jk/stu/qu (afp, dpa)