1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
KriminalitätEuropa

Nach Sabotage: Frankreichs Bahnverkehr läuft wieder

28. Juli 2024

Die französischen Bahnarbeiter waren flink. Die Sabotage-Schäden an TGV-Strecken sind wieder behoben und der Zugverkehr normalisiert sich. Trotz Bekennerschreiben: Wer hinter der Sabotage steckt, ist noch nicht geklärt.

https://p.dw.com/p/4ipov
Frankreich: Bahnarbeiter bei der Reparatur von Glasfaserkabeln in Croisilles (26.07.2024)
Bahnarbeiter bei der Reparatur von Glasfaserkabeln in Croisilles (am Freitag): Sabotage an neuralgischen PunktenBild: Brian Snyder/REUTERS

Schock am frühen Morgen des Olympia-Starts am Freitag in Frankreich: Unbekannte hatten Kabelschächte an mehreren Hochgeschwindigkeitsbahnstrecken in Brand gesetzt. Die TGV-Schnellzüge wurden ausgebremst. Es kam zu massiven Verspätungen, zahlreiche Verbindungen fielen aus, tausende Fahrgäste strandeten auf den Bahnhöfen.

Trotz der Schäden läuft nun - nur zwei Tage später - der Bahnverkehr in Frankreich wieder weitgehend normal. Die Reparaturarbeiten an den drei betroffenen TGV-Strecken sind abgeschlossen. Die Züge können wieder ohne Verspätungen fahren, teilte die Staatsbahn SNCF am Sonntagvormittag mit.

Auf der Strecke zwischen der Hauptstadt Paris und dem Südwesten Frankreichs seien wieder praktisch alle im Fahrplan vorgesehenen Züge unterwegs, so die SNCF. Auf der Strecke Richtung Norden, über die die Züge zwischen Köln und Paris fahren, könnten drei von vier vorgesehenen Zügen wieder fahren, ohne dass sich die Fahrzeit von nun an verlängere. Die Oststrecke von Paris Richtung Straßburg, Stuttgart und Frankfurt ist bereits seit Samstag wieder regulär in Betrieb. Ab Montagmorgen werde es "keine weiteren Verzögerungen" für Reisende geben.

Die Brandanschläge auf Strecken des französischen Schnellzugnetzes in der Nacht zum Freitag hatten den Bahnverkehr kurz vor Start der Olympischen Spiele erheblich gestört. Laut SNCF bekamen deshalb etwa 250.000 Menschen ihren Zug nicht. Darunter waren auch einige deutsche Athleten, die deshalb nicht rechtzeitig zur Eröffnungsfeier kamen.

Frankreich: Ausgesetzter TGV an einem abgesperrten Bahnsteig der Station Paris-Montparnasse (26.07.2024)
Ausgesetzter TGV am Bahnhof Paris-Montparnasse (am Freitag): Eine Viertelmillion Passagiere waren betroffenBild: Anthony Behar/Sipa USA/picture alliance

Unbekannte hatten quasi zeitgleich an mehreren Punkten Kabelschächte in Brand gesetzt, in denen Glasfaserkabel neben den Gleisen verlegt waren. Premierminister Gabriel Attal sprach von einer "vorbereiteten und koordinierten" Aktion, bei der "neuralgische Punkte" ins Visier genommen worden seien.

Wer hinter den Anschlägen steckt, ist noch nicht bekannt. Im Vorfeld der Spiele hatte Frankreich Destabilisierungsversuche insbesondere durch Russland befürchtet. Nach den Anschlägen wurden bislang aber keinerlei Vorwürfe in diese Richtung erhoben.

Ermittler prüfen "seltsames Bekennerschreiben"

Zunächst bekannte sich niemand zu den Sabotageakten. Die Staatsanwaltschaft nahm Ermittlungen wegen Schädigung von Staatsinteressen auf. Wie die Zeitung "Le Parisien" meldet, könnten die Anschläge möglicherweise einen linksradikalen und olympia-kritischen Hintergrund haben. Ein "seltsames Bekennerschreiben" mit Bezügen zur Ultralinken sei an mehrere französische und internationale Medien geschickt worden, berichtete "Le Parisien".

Die Täter bekannten sich zu den Brandanschlägen und deuteten als Motiv an, die Olympischen Spiele stören zu wollen. Die Ermittler untersuchen nun, ob es sich um ein echtes Bekennerschreiben oder Trittbrettfahrer handelt, die sich die Anschläge fälschlicherweise auf die eigenen Fahnen schreiben wollen.

"Wir haben eine Reihe von Erkenntnissen, die uns zuversichtlich stimmen, dass wir ziemlich schnell wissen werden, wer für das verantwortlich ist, was offensichtlich nicht die Olympischen Spiele sabotiert hat, sondern einen Teil des Urlaubs der Franzosen", sagte Innenminister Gérald Darmanin zum Stand der Ermittlungen am Samstag dem Sender France 2.

AR/haz/wa (dpa, afp)