Moldau bekommt pro-westliche Präsidentin
16. November 2020Nach Auszählung fast aller Wahlzettel kommt die 48-Jährige auf knapp 57 Prozent der Stimmen. Auf den bisherigen Präsidenten Igor Dodon entfallen nach Angaben der Zentralen Wahlkommission 43 Prozent der Stimmen. Das endgültige Ergebnis wird im Laufe des Montags erwartet.
Maia Sandu war vor zwei Wochen überraschend als Siegerin aus der ersten Wahlrunde hervorgegangen. Die 48-jährige Ökonomin landete bei der Abstimmung am 1. November mit gut 36 Prozent der Stimmen vor Dodon, der auf gut 32 Prozent kam.
Richtungswahl zwischen West und Ost
Sandu war von Juni bis November 2019 Ministerpräsidentin, bevor ihre Regierung an einem Streit um den Posten des Generalstaatsanwalts zerbrochen war. Im Präsidentschaftswahlkampf hatte sie deutlich gemacht, dass sie im Falle eines Wahlsieges eine Annäherung an die EU anstrebt, um Moldau aus der schweren Wirtschaftskrise zu führen. Sandu dankte allen Wählern, sich trotz Coronavirus-Pandemie, eines abstoßenden Wahlkampfes und einer vielerorts mühsamen Stimmabgabe beispiellos eingesetzt zu haben, da ihnen das Schicksal ihres Landes "nicht gleichgültig" sei.
Die moderat konservative Politikerin arbeitete früher für die Weltbank. Bei der Präsidentschaftswahl vor vier Jahren hatte sich der Sozialist Dodon in der Stichwahl gegen Sandu durchgesetzt.
Dodon ist seit 2016 Präsident der ehemaligen Sowjetrepublik. Er gilt als Verbündeter Moskaus. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte vor der Wahl die Hoffnung geäußert, dass Dodon im Amt bleibt. Dieser hatte im Wahlkampf weiterhin enge Beziehungen zum "strategischen Partner" Moskau in Aussicht gestellt.
Das zwischen der Ukraine und Rumänien gelegene kleine Land mit rund 3,5 Millionen Einwohnern ist gespalten zwischen Befürwortern einer EU-Annäherung und jenen, die an engen Beziehungen zu Russland festhalten wollen. Die Wahl wurde deshalb auch als Entscheidung über die künftige Ausrichtung Moldaus gesehen.
Die Republik Moldau gilt als das ärmste Land Europas. Das Land steckt seit der Unabhängigkeit 1991 in einer wirtschaftlichen Dauerkrise. Viele Moldauer haben ihr Land wegen mangelnder Perspektiven verlassen und arbeiten in der EU. Vor allem von ihnen gab es Unterstützung für Sandus politischen Kurs.
qu/ml (dpa, afp)