Modi gibt den Modernisierer
13. April 2015Die größte Industrieschau der Welt hat mit einer bunten Folklore-Show aus dem Partnerland Indien begonnen. Das Land mit seiner Milliardenbevölkerung will die Beziehungen zu Deutschland erheblich intensivieren. "Wir freuen uns, dass Ihre Wirtschaft auf Reformkurs ist", sagte Bundeskanzlerin Merkel und sprach sich für die Wiederaufnahme der festgefahrenen Verhandlungen über ein EU-Freihandelsabkommen mit dem südasiatischen Land aus. Indiens Ministerpräsident Modi warb um deutsche Investitionen und versprach eine umfassende Steuer- und Föderalismusreform, um die Rahmenbedingungen für ausländische Unternehmen zu verbessern: "Indien steht bereit, um die ganze Welt mit offenen Armen zu empfangen."
"Deutschland hat mehr gemacht als jedes andere westliche Land, um Indiens Welt der Wirtschaft zu erschließen", lobte Modi und bot der deutschen Industrie eine Partnerschaft beim Aufbau eines neuen Indiens an. Das Land wolle seine Regeln für ausländische Investitionen sehr weit lockern und künftig den vollständigen Besitz indischer Firmen erlauben. Eine Öffnung gebe es etwa in den Sektoren Versicherungen, Rüstungsindustrie, Baugewerbe und der Eisenbahn. Zudem versprach Modi einen besseren Schutz des geistigen Eigentums und eine einheitliche Umsatzsteuer in Indien. Er kündigte auch einen massiven Ausbau der Infrastruktur an, deren schlechter Zustand als Achillesferse für die Entwicklung Indiens gilt. Seine Regierung wolle in den kommenden sieben Jahren neue Kapazitäten von 175 Gigawatt Stromleistung aus erneuerbaren Energie aufbauen.
Indien ist in diesem Jahr mit rund 400 Ausstellern Partnerland der weltgrößten Industriemesse. Angesichts erwarteter Wachstumszahlen von mehr als sieben Prozent in 2014 wittert die deutsche Industrie Aufbruchstimmung. Merkel plädierte vor allem für einen Ausbau des bilateralen Handels, der im Jahr 2014 zwar rund 16 Milliarden Euro betragen hatte, aber dennoch drei Jahre lang in Folge gefallen war. "Der Handel zwischen Deutschland und Indien kann noch verbessert werden, obwohl Deutschland schon der größte europäische Handelspartner Indiens ist", sagte die Kanzlerin. Noch am Abend fanden deutsch-indische Wirtschaftsgespräche in Hannover statt, an denen neben führenden Wirtschaftsvertretern sowohl Merkel als auch Modi teilnahmen.
rb/cw (dpa, rtr)