1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
FilmEuropa

Missbrauchsprozess: Kevin Spacey in London freigesprochen

26. Juli 2023

Ein Geschworenengericht in London hat Kevin Spacey für nicht schuldig befunden. Vier Männer in Großbritannien warfen dem US-Schauspieler sexuelle Nötigung vor.

https://p.dw.com/p/4UQR1
Kevin Spacey mit Krawatte und Anzug
Unschuldig - steht Kevin Spacey bald wieder vor der Kamera?Bild: Susannah Ireland/REUTERS

Kevin Spacey griff auf der Anklagebank nach dem Taschentuch, als die Geschworenen ihn für nicht schuldig erklärten. Der 64-jährige Oscar-Preisträger wurde in allen neun Anklagepunkten freigesprochen, darunter sexuelle Nötigung, Verleitung einer Person zu sexuellen Handlungen ohne Zustimmung und Veranlassung einer Person zu sexuellen Handlungen. Drei der Männer warfen Spacey vor, sie zwischen 2004 und 2013 in Großbritannien aggressiv begrapscht zu haben, als er am Londoner Old Vic Theater arbeitete. Der vierte behauptete, Spacey habe Oralsex mit ihm gehabt, während er in der Londoner Wohnung des Hollywood-Stars ohnmächtig war.

Vorwürfe stammten aus den Jahren 2001-2013

Die Fälle sollen sich laut der anfangs vorgelegten Anklageschrift zwischen 2001 und 2013 in London und in der Grafschaft Gloucestershire ereignet haben. Spacey war von 2004 bis 2015 künstlerischer Direktor am Londoner Theater Old Vic und lebte zeitweise in London. Die Anklage warf Spacey vor, er sei ein "sexueller Bully" (Sexualtyrann). Ein Zeuge sagte aus, Spacey habe ihm "wie eine Kobra" in den Schritt gepackt.

Filmstill mit Kevin Spacey und der Schauspielerin Robin Wright in der Serie "House of Cards"
Kevin Spacey verlor aufgrund der Missbrauchsvorwürfe seine Rolle in "House of Cards"Bild: David Giesbrecht/netflix/IMAGO

Spacey räumte im Prozess Berührungen sowie einen sexuellen Akt mit einem weiteren Mann ein. Der Schauspieler betonte dabei, es habe sich um "romantische" Handlungen beziehungsweise einvernehmlichen Sex gehandelt. Spacey bestritt auch, seinen Ruhm für sexuelle Übergriffe gegen mehrere Männer ausgenutzt zu haben.

Auf die Frage, ob er sich einsam gefühlt und dann sexuelle Kontakte gesucht habe, sagte Spacey der britischen Nachrichtenagentur AP zufolge: "Willkommen im Leben. Ja. Ja, habe ich." Er sei "sehr offen" gewesen, wenn es um zeitweise zwanglose sexuelle Begegnungen gegangen sei.

Prozesse wegen sexuellen Missbrauchs in den USA eingestellt

Spacey sah sich auch in den USA diversen Missbrauchsvorwürfen ausgesetzt. Dem Gericht schilderte er, wie seine Karriere zusammenbrach, als er 2017 zum ersten Mal in den USA vom US-Schauspieler Anthony Rapp wegen sexueller Übergriffe verklagt wurde. Rapp warf Spacey vor, ihn 1986 im Alter von 14 Jahren sexuell belästigt zu haben. Binnen kurzer Zeit habe er "alles verloren", so Spacey, darunter auch seine Hauptrolle in der Netflix-Kultserie "House of Cards". Eine Strafanzeige von Rapp wurde in den USA abgewiesen, im anschließenden Zivilprozess wurde Spacey freigesprochen.

Kevin Spacey Prozess vor dem Gerichtsgebäude in London
Vier Wochen dauerte der Prozess gegen Spacey in LondonBild: Susannah Ireland/REUTERS

Netflix beendete seinerzeit im Zuge der MeToo-Debatte die Zusammenarbeit zu "House of Cards" und verklagte Spacey auf Schadenersatz, nachdem Beschwerden von Mitarbeitern am Set über ihn aufgekommen waren. Das Theater Old Vic distanzierte sich ebenfalls. Szenen mit Spacey in dem Thriller "All The Money in the World" (Alles Geld der Welt) wurden nachträglich entfernt. Noch vor Prozessbeginn in London hatte Spacey die Hoffnung geäußert, im Falle eines Freispruchs wieder an seine Erfolge anknüpfen zu können.

so/sd (AP, DPA, afp)