Millenniumsziele und die Medien
3. September 2007Sie wurden im Jahr 2000 bei der UN in New York als "Roadmap" zur globalen Entwicklung verabschiedet – die Millenniums-Entwicklungsziele, auch Millennium Development Goals oder MDGs genannt: Bis zum Jahr 2015 soll weltweit die extreme Armut halbiert und die Mütter- und Kinder-Sterblichkeitsrate erheblich reduziert werden. Alle Kinder sollen zur Schule gehen und die Gleichstellung von Frauen und Männern entschieden gefördert werden.
In diesem Jahr ist Halbzeit – ein Grund zu fragen, wie weit die Umsetzung gediehen ist und wie diese noch effektiver gestaltet werden könnte. Wie wichtig auch die Arbeit der Medien für das Erreichen der MDGs ist, beleuchtet seit Montag (3.9.2007) der internationale Medien-Kongress "Millennium Development Goals and the Media" in Bonn.
Milleniumsziele brauchen PR
"Es wird viel geredet, aber ob auch was getan wird?" Die junge Frau im Deutsche-Welle-Trailer, der zu Kongress-Beginn gezeigt wird, fasst die Zweifel zusammen, mit denen die Umsetzung der Milleniums-Ziele weltweit beobachtet wird.
Die MDGs brauchen gerade in den Entwicklungsnationen mehr Publicity, denn der Bekanntheitsgrad der Ziele bleibt weit hinter den Erwartungen ihrer Verfechter zurück. Das ist das Ergebnis einer weltweiten Umfrage, die Studenten der DW-Akademie im Vorfeld durchgeführt hatten. Daher sei es höchste Zeit, dem globalen Entwicklungsplan einen Kongress wie "MDGs und die Medien" zu widmen, sagte Deutsche Welle-Intendant Erik Bettermann zur Eröffnung.
Medien schaffen gesellschaftliche Voraussetzungen für MDG-Umsetzung
Der Kongress ist hochrangig besetzt mit Teilnehmern aus Europa und Asien, die noch bis Mittwoch Erfahrungen, Strategien und Zukunftspläne austauschen werden. Die Grundfrage: Wie können die Medien helfen, die Entwicklungsziele zu erreichen? Kulturstaatsminister Bernd Neumann benannte einige Kernpunkte der Debatte:
Neben der internationalen Medien-Kooperation müsse insbesondere der lokale Journalismus gefördert werden. "Die Medien sollten die Lebenswirklichkeit der Menschen in ihrem Umfeld spiegeln", so Neumann. Nur so könne sich eine selbst verantwortete Gesellschaft entwickeln. Ferner bräuchten die Ausbildung und Arbeit von Journalisten ein sicheres rechtliches Fundament und müssten frei von staatlicher Bevormundung und Repression sein. Im Gegenzug "stabilisieren und garantieren freie Medien plurale und lebenswerte Gesellschaften." Auch ein privater Mediensektor sei dafür unverzichtbar.
Der Tenor: Die Medien können helfen, genau die gesellschaftlichen und politischen Voraussetzungen mitzuprägen, die auch die Umsetzung der MDGs in den Entwicklungsländern überhaupt erst ermöglichen.
Geberländer an Versprechen erinnern
Die Medien seien damit letztendlich unabdingbar, um die Milenniumsziele zu erreichen, meint die frühere niederländische Entwicklungsministerin Eveline Herfkens. Sie koordiniert die MDG-Kampagne bei der UN in New York. Doch es reiche nicht, dass die Medien versuchen, das Interesse für die MDGs in ihren eigenen (Entwicklungs-)Nationen wachzurütteln, so Herfkens. Auch die Geber-Länder müssten von den Medien an ihre Versprechen erinnert – und gegebenenfalls an den Pranger gestellt werden.