Mexiko: Drogenboss geflohen
12. Juli 2015Es ist bereits das zweite Mal, dass Guzmán aus dem Gefängnis fliehen konnte - was Spekulationen über eine Zusammenarbeit zwischen den Drogenkriminellen und den Behörden neue Nahrung gibt. Der offiziellen Mitteilung zufolge war der Drogenboss zuletzt im Bereich der Duschen im Gefängnis außerhalb der Hauptstadt Mexiko-Stadt gesehen worden. Man habe daraufhin die Zelle von Guzman kontrolliert und leer vorgefunden, teilten die Behörden weiter mit. "El Chapo" ("Der Kleine"), wie Guzmán auch genannt wird, sei offenbar durch einen etwa 1,5 Kilometer langen Tunnel geflohen, der aus seiner Zelle in ein benachbartes Gebäude außerhalb der Gefängnismauern führte.
Staatschef Enrique Peña Nieto, der gerade in Paris ist, hat Konsequenzen angekündigt, sollten Staatsdiener die Flucht ermöglicht haben. Er habe tiefgehende Ermittlungen angeordnet, um die mögliche Verwicklung von Beamten bei dem spektakulären Ausbruch aufzudecken. Die Flucht des Drogenbarons nannte Peña Nieto eine "Schande für den mexikanischen Staat".
Straßenkontrollen, gestrichene Flüge
Die eingeleitete Fahndung blieb bislang ohne Ergebnis. An den Highways wurden Straßenkontrollen errichtet, auf dem nahegelegenen Flughafen Toluca wurden Flüge gestrichen. Nach offiziellen Angaben werden 18 Gefängniswärter verhört.
Es war eine Erfolgsmeldung für die mexikanische Polizei, als im Februar 2014 die Verhaftung Guzmáns bekanntgegeben werden konnte. Der Chef des Sinaloa-Kartells war in der mexikanischen Küstenstadt Mazatlán unter Beteiligung der US-Antidrogenbehörde DEA gefasst worden. Guzman war bereits seit dem Jahr 2001 auf der Flucht und auch von den USA als meistgesuchter Rauschgiftbaron geführt worden. In den USA war auf Guzmans Ergreifung ein Kopfgeld von fünf Millionen Dollar (knapp 3,8 Millionen Euro) ausgesetzt worden.
"El Chapo" war bereits im Jahr 1983 in Guatemala gefasst und in ein mexikanisches Hochsicherheitsgefängnis gebracht worden, aus dem ihm im Jahr 2001 die Flucht gelang. Seitdem lebte er im Untergrund. Guzmans mächtiges Sinaloa-Kartells war über Jahre in einen brutalen Kampf mit anderen Gangs um Territorium und Schmuggel-Routen in die USA verwickelt. Seit 2007 sind bei dem Drogenkrieg in Mexiko fast 80.000 Menschen getötet worden.
ml/se (afp,ap)