Metropolis imaginis
Die Japaner wären begeistert gewesen vom Erlanger Comic-Salon, denn auf Japans U-Bahnhöfen und in den Zügen lesen die Menschen Comics - nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene lesen Zentimeter dicke "Manga"- Hefte.
Rosa Haare und Beine bis zum Himmel
Die Manga-Themen reichen von philosophischen Essays bis zu pornographischen Comics. Ein typisches Manga ist "Wedding Peach" von Nao Yazawa: Überdimensional große Augen lugen sehnsüchtig unter langen Wimpern hervor - ein kleines Mädchen aus der 7. Klasse wird in einen Liebesengel verwandelt und beschützt fortan mit der Hilfe übersinnlicher Wesen die Welt vor bösen Dämonen.
Im Tempo der Großstädte
Es geht um pubertäre Schwärmereien, Eifersüchteleien und Wettstreits, um die schönsten Jungs. Comics lassen sich in rasantem Tempo durchblättern - ganz dem Lebensrhythmus der Großstädte entsprechend. Die Japaner haben das schon lange entdeckt. Allein der Name japanischer Comics – Manga – leitet sich von "Man" für "schnell, flüchtig, spontan und "ga" für "Bild" ab. Im Mittelpunkt des Erlanger Comic-Salons: das Bild von der Großstadt.
Das Centre Pompidou wuchert unterirdisch
Für Stadtlandschaften im Comic ist das Autorengespann François Schuiten und Benoît Peeters die ultimative Adresse. Sie erfinden seit mehr als 20 Jahren futuristische Stadtlandschaften. In einer ihrer Comic-Geschichten entdeckt ein Mann mysteriöse bunte Röhren, die unter Paris wuchern. Während der Mann gefangen, vor Gericht gestellt und zum Tode verurteilt wird, durchstoßen die Röhren die Erdoberfläche und wachsen oberirdisch weiter. Das Ergebnis: das Centre Pompidou.
Ein Netz über Urbicande
Eine andere Geschichte erzählt von der Stadt der Städte: Urbicande. Zwei Städte, getrennt durch einen Fluss, sollen zu einer Stadt zusammenwachsen. Als die ersten Brücken gebaut werden, verschärfen sich die ohnehin schon bestehenden Gegensätze zwischen beiden Städten: Während die Stadt im Süden wohlhabend ist und bleibt, wird die Stadt im Norden immer dunkler und ärmer.
Ganz wie im "richtigen Leben" werden aus Angst, dass das Elend auf den Süden übergreift, strenge Verkehrskontrollen auf den Brücken eingeführt. Der gerade entstandene Kontakt zwischen den Städten wird im Keim erstickt. Dann wächst jedoch aus dem Büro des Stadtarchitekten ein "Netz", das sich langsam über beide Städte legt. Voller Neugier beginnen die Menschen erst schüchtern, dann immer häufiger, über das Netz in die andere Stadt zu gehen.