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Mona Lisa in Entenhausen

Ali Akinci18. April 2002

Bunt, grell und schrill ist die Popart aus den 1960ern. Comics waren beliebte Motive der Künstler - Alltagskultur als Kunst. Umgekehrt bedienten sich die Comic-Zeichner bei den Popart-Künstlern.

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Donald Duck in ungewohnter GewandungBild: UTP

"Carl Barks hatte kein Geld fürs Kunststudium und wollte sich deshalb an den Popart-Künstlern rächen", weiß Bernhard Schmitz über den berühmten Donald Duck-Erfinder. Schmitz ist Fachmann in Sachen Kunst im Comic. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bilderbuchmuseum Troisdorf bei Köln betreut der Enten-Experte die Ausstellung "Werke aus Entenhausener Privatbesitz".

Von Enten und Menschen

Hier hängen 100 Bilder aus der Welt von Tick, Trick und Track. Sie beweisen: Die Entenhausener sind keine Kulturbanausen. Im Gegenteil. Bildhauer und Maler flattern durch die Entenwelt. Ihre Namen: Professor Plastilino, Leonardo da Pinsli oder Fricasso. Fricasso? Ach so, Picasso!

Daisy im spanischen Kleid
Rasant: Daisy Duck im spanischen Kleid

Barks schuf einen ganzen Mikrokosmos. Eine Welt der Enten, Mäuse und Schweine. Hier leben Tiere so wie Menschen. Sie kaufen ein, gehen ins Kino und stellen Gartenzwerg-Enten vor's Haus. Kein Wunder, dass sie sich auch Bilder an die Wand hängen. Tut der Mensch ja genauso. Zugegeben, leicht verfremdet sind die Motive schon. Aber warum hätte Mona Lisa nicht auch eine Ente sein können? Es kommt halt auf die Perspektive des Betrachters an.

Kunst und Kitsch im Clinch

Wo endet Kitsch, wo beginnt Kunst? Die Grenze ist verschwommen. US-Künstler der 1960er Jahre nutzten Comics als Medium, um der amerikanischen Gesellschaft den Spiegel vorzuhalten: Der Entenmann geht zur Arbeit, die Entenfrau kümmert sich um die Entenkinder - eben die typische Kleinstadt-Vorgartenidylle.

Daisy Duck in Sportkleidung
Daisy Duck beim Jogging

Ein gefundenes Fressen für die Pop-Künstler. Standen sie doch diesem Leben skeptisch gegenüber. Ganz nach dem Motto: "Schau in das Gesicht des Enten-Biedermannes: So lebst du!"

Roy Lichtenstein, Andy Warhol und Jackson Pollock stürzten sich auf die Biedermänner und die Enten - und wurden mit ihrer "Alltagskunst" zu Kultfiguren ihrer Generation.

Die "Rache" der Enten

Kunst und Donald Duck
Donald Duck mag KunstBild: Walt Disney

Und Barks und seine Kollegen? Ihnen fehlte die Annerkennung, erklärt Schmitz. Waren sie doch "nur" die Comic-Zeichner. Sie hatten Donald und Co. erfunden, aber die Popartler ernteten den Ruhm – die schrulligen Enten dagegen wurden belächelt. Also konterten die Zeichner und drehten den Spieß um: Sie nahmen die Popart-Bilder in ihre Comics auf. Und so kommt es, dass Donald Duck einen original Mondrian als Lampenschirm benutzt. Denn wie heißt es doch so schön: Rache ist süß ...