Merkel warnt vor Rückfall in Nationalismus
11. November 2018"Wohin nationale Selbstherrlichkeit und militärische Überheblichkeit führen können", habe der Erste Weltkrieg gezeigt, sagte Merkel bei einem Friedensforum in Paris. Gerade deshalb sei sie in tiefer Sorge, dass sich wieder "nationales Scheuklappendenken ausbreitet" und die wechselseitigen Beziehungen zwischen den Ländern ignoriert würden. "Wir sehen doch, dass internationale Zusammenarbeit, friedlicher Interessenausgleich, ja selbst das europäische Friedenswerk wieder in Frage gestellt werden", beklagte sie.
Weltweites Schlachtfeld
"Wir sehen die Bereitschaft, Eigeninteressen schlimmstenfalls wieder auch mit Gewalt durchzusetzen", sagte Merkel mit Blick auf die zahlreichen gewaltsam ausgetragenen Konflikte derzeit in der Welt. Mit Blick auf den Syrien-Konflikt und den Krieg im Jemen forderte Merkel: "Wir dürfen uns einfach mit den bewaffneten Konflikten nicht abfinden." Es dürfe nicht zu Sprach- und Tatenlosigkeit kommen. "Das heißt, wir müssen eine politische Lösung für Syrien finden", sagte sie.
Im Jemen, wo sich wahrscheinlich momentan die größte humanitäre Katastrophe weltweit abspiele, müsse das Blutvergießen gleichfalls gestoppt werden. "Ich glaube, die Welt muss handeln, um hier zu einem Waffenstillstand und humanitärer Versorgung zu kommen."
"Scheuklappendenken"
Die Kanzlerin mahnte, mangelnde Bereitschaft und Fähigkeit zum Dialog dürften nicht die Oberhand gewinnen. Merkel warb zugleich für eine umfassende Unterstützung der Vereinten Nationen und den Erhalt der internationalen Regeln, um einen menschlichen Umgang in der Welt zu gewährleisten. Solche Regelwerke und Institutionen seien rascher zu zerstören, als sie wiederaufgebaut werden könnten.
Sie sei in Sorge, "dass sich wieder nationales Scheuklappendenken ausbreitet", sagte die Kanzlerin als Eröffnungsrednerin des dreitägigen Forums.
cgn/gri (afp, rtr)