1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Merkel nimmt WHO in Schutz

16. April 2020

Alle gegen Trump: Der US-Präsident hat mit seiner Attacke auf die Weltgesundheitsorganisation alle gegen sich aufgebracht, die mehr internationale Zusammenarbeit wollen. Das lässt man ihn bei einer G7-Konferenz spüren.

https://p.dw.com/p/3b23o
Deutschland PK Merkel zur Corona-Pandemie
Bild: Reuters/B. von Jutrczenka

Mit seinen schweren Vorwürfen gegen die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in der Corona-Krise hat US-Präsident Donald Trump auf internationaler Ebene für viel Wirbel gesorgt. Bei einer von Trump einberufenen Videokonferenz der Staats- und Regierungschefs von sieben führenden Industrieländern (G7) stellte sich nun Bundeskanzlerin Angela Merkel klar hinter die WHO.

In der Konferenz betonte Merkel, dass die Pandemie nur mit einer starken und koordinierten internationalen Antwort besiegt werden könne. Das teilte Regierungssprecher Steffen Seibert nach der Schalte mit. Hierfür habe sie der WHO sowie weiteren Partnern wie der Impfstoff-Allianz CEPI ("Coalition for Epidemic Preparedness Innovations") und der Globalen Impfallianz GAVI ihre volle Unterstützung ausgesprochen.

Die Kanzlerin begrüße außerdem die Initiative von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, am 4. Mai eine Online-Geberkonferenz zur Lungenkrankheit Covid-19 auszurichten, erklärte Seibert. Vor dem Hintergrund der massiven weltwirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie habe Merkel zudem die Einigung der G20-Finanzminister und Notenbankgouverneure auf ein Schuldenmoratorium für Entwicklungsländer begrüßt. Die Kanzlerin habe in der G7-Runde die besondere globale Verantwortung für die Situation in Afrika und die Notwendigkeit schneller Unterstützung der afrikanischen Staaten unterstrichen.

Coronavirus Mosambik Maputo NGOs informieren über Covid-19
NGOs in Mosambik informieren über COVID-19: Die Notwendigkeit schneller Unterstützung afrikanischer Staaten war auch Thema der G7Bild: DW/Romeu da Silva

23 Länder stellen sich hinter WHO

Demonstrative Unterstützung bekam die WHO auch von 23 Ländern der "Allianz für Multilateralismus", die der deutsche Außenminister Heiko Maas 2017 initiiert hat, um die internationale Zusammenarbeit zu stärken. In einer gemeinsamen Erklärung betonten die Außenminister nach einer Videokonferenz die Bedeutung der internationalen Organisationen im Kampf gegen die Pandemie. "Wir müssen in unserer Menschlichkeit vereint bleiben", heißt es darin. Die "Allianz für Multilateralismus" hat keine festen Mitglieder wie die G7 oder G20 und tagt in unterschiedlichen Zusammensetzungen.

Maas sagte, die WHO bleibe "das Rückgrat der internationalen Pandemiebekämpfung". Es mache gerade jetzt überhaupt keinen Sinn, die WHO, ihre Funktionsfähigkeit oder ihre Bedeutung in Frage zu stellen. "Das ist der denkbar schlechteste Zeitpunkt", unterstrich der SPD-Politiker. "Sie zu schwächen wäre nichts anderes, als in einem laufenden Flug den Piloten aus dem Flugzeug zu werfen, und das halten wir nicht für verantwortbar." Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell sicherte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus in einem Telefonat die volle Unterstützung zu, hieß nach einem Telefonat der beiden.

US-Finanzbeitrag auf Eis gelegt

US-Präsident Donald Trump hatte am Dienstag einen Stopp der Beitragszahlungen an die WHO veranlasst. Er machte die Organisation für die vielen Toten in der Corona-Krise mitverantwortlich und warf ihr vor, die Epidemie mit Missmanagement und Vertrauen auf Angaben aus China dramatisch verschlimmert zu haben. Seine Regierung werde in den kommenden 60 bis 90 Tagen prüfen, welche Rolle die WHO bei der - so wörtlich - "schlechten Handhabung und Vertuschung der Ausbreitung des Coronavirus" gespielt habe. So lange lägen die Zahlungen auf Eis.

Trumps Schritt stieß international auf Kritik - zudem dem US-Präsidenten selbst vorgeworfen wird, die Krise über eine lange Zeit kleingeredet zu haben und nun einen Sündenbock zu suchen. Die US-Regierung hat derzeit turnusgemäß den Vorsitz der G7-Gruppe inne, zu der auch Deutschland, Frankreich, Italien, Großbritannien, Kanada und Japan gehören. Ein für Juni in den USA geplantes G7-Gipfeltreffen hatte Washington wegen der Pandemie abgesagt.

kle/uh (dpa, rtr)