Merkel im Dialog mit Lateinamerika
26. Januar 2013Erstmals seit 22 Jahren ist mit Angela Merkel wieder ein deutsches Regierungsoberhaupt nach Chile gereist, um die Beziehungen der beiden Länder zu vertiefen. Staatspräsident Sebastián Piñera (im Artikelbild rechts) empfing die Kanzlerin in der Hauptstadt Santiago im Präsidentenpalast "La Moneda" mit militärischen Ehren. Der Regierungschef einer Mitte-Rechts-Koalition hatte Merkel bei seinem Berlin-Besuch im Oktober 2010 nach Chile eingeladen.
Zweites Ziel von Merkels nur knapp zweitägigem Aufenthalt in dem Andenstaat ist ihre Teilnahme an dem Gipfel der EU mit der Gemeinschaft der lateinamerikanischen und karibischen Staaten (Celac).
"Partnerschaft auf Augenhöhe"
Die Beziehungen müssten auf eine neue Stufe gestellt werden, sagte die Kanzlerin vor Beginn des Gipfeltreffens. Sie wolle eine "strategische Partnerschaft auf Augenhöhe". Die rasante wirtschaftliche Entwicklung in den Celac-Staaten zeige Europa, "dass wir uns sputen müssen", so Merkel. Die Wettbewerbsfähigkeit müsse angekurbelt, die Schulden müssten abgebaut werden.
Themen des Treffens der mehr als 60 Länder sind die Förderung von sozial- und umweltverträglichen Investitionen, die Beseitigung von Investitionshemmnissen sowie Freihandelsabkommen. Erstmals trifft Merkel auf Kubas Staatschef Raúl Castro, dessen Bruder Fidel ihm vor knapp fünf Jahren das Amt übergeben hatte.
Abkommen zur Ausbeutung von Rohstoffen
Deutschland hat mit Chile eine Vereinbarung mit dem Ziel der stärkeren Ausbeutung von Rohstoffen in dem Andenstaat abgeschlossen. Vertreter des Bundeswirtschaftsministeriums und des chilenischen Bergbauministeriums unterzeichneten am Samstag in der Hauptstadt Santiago eine entsprechende Erklärung. Darin heißt es, dass die Zusammenarbeit schwerpunktmäßig in den Bereichen Erkundung, Erschließung, Gewinnung, Aufbereitung und Verarbeitung von mineralischen Rohstoffen entlang der gesamten Wertschöpfungskette intensiviert werden soll. Chile verfügt mit 36 Prozent über die weltweit größten Kupferreserven. Auch in der Produktion von Jod, Lithium und Rhenium nimmt das Land eine führende Rolle ein.
Die Staaten Lateinamerikas und der Karibik kommen seit 1999 etwa alle zwei Jahre zu einem Gipfel mit den EU-Ländern zusammen. Es ist das größte westliche Forum, an dem die USA nicht beteiligt sind. Aus Europa sind diesmal als einzige Regierungschefs Merkel, Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy und Frankreichs Premierminister Jean-Marc Ayrault angereist. Aus Lateinamerika fehlt als prominentester Politiker der krebskranke venezolanische Präsident Hugo Chávez, der derzeit im kubanischen Havanna behandelt wird.
re/gmf (dapd, dpa, afp)