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Agrargigant Mecosur

24. Januar 2011

Das südamerikanische Wirtschaftsbündnis hat das größte Agrarpotential und verhandelt mit Europa längst auf Augenhöhe. Auf der Grünen Woche in Berlin gab sich Uruguays Landwirtschaftsminister selbstbewusst.

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Landwirt mit Strohhut vor Feld und Bauernhof in Brasilien.
Kleinbauern sind das Rückgrat der südamerikanischen LandwirtschaftBild: picture-alliance / KPA / Günther

Viel Zeit hatte Uruguays Landwirtschaftsminister Tabaré Aguerre nicht für den Besuch der Grünen Woche in Berlin. Zuhause herrscht Ausnahmezustand auf den Weiden und Äckern, denn Uruguay erlebt derzeit die vierte Dürre innerhalb eines Jahrzehnts, so viele wie sonst in einem ganzen Jahrhundert. So war der Minister als Hauptredner auf dem vom deutschen Lateinamerika-Verein veranstalteten Fachpodium "Agrargiganten Mercosur" schnell bei einer der wichtigsten Bedrohungen für die Landwirtschaft in der Region, nämlich dem Klimawandel.

Die Anpassung der Produktion daran sei eine dringende Notwendigkeit mit Blick auf die Ernährungssicherheit, aber auch mit Blick auf die ökonomische Nachhaltigkeit der Agrarländer, sagte Aguerre: "Der Klimawandel bedroht unsere heimische Produktion, aber er bedroht auch die Ernährungssicherheit der Welt, denn Länder wie Uruguay sind wichtige Stützen der Welternährung." Ein Land, das bereits jetzt fünf Mal mehr Agrarprodukte exportiert, als es selbst verbraucht, sei sich seiner Verantwortung für die Welt bewusst, erklärte der uruguayische Landwirtschaftsminister, der selbst Reisfarmer ist.

Drei Millionen Einwohner, zwölf Millionen Rinder

Tabaré Aguerre, Minister für Landwirtschaft aus Uruguay (Mitte) und seine Delegation. Copyright: DW.
Tabaré Aguerre (Mitte) auf der Grünen WocheBild: DW

Ernährungssicherung für die wachsende Weltbevölkerung ist eines der Hauptthemen der Grünen Woche. Südamerikanische Länder wie Uruguay, das drei Millionen Einwohner aber zwölf Millionen Rinder und mehr als 20 Millionen Schafe hat, werden dafür immer wichtiger. Der Mercosur, der gemeinsame Markt Brasiliens, Argentiniens, Uruguays und Paraguays, ist die Region mit dem größten landwirtschaftlichen Wachstumspotential. 10 Prozent der weltweit kultivierbaren Flächen liegen hier. Im Süden Amerikas gebe es noch Millionen Hektar Grasland, die in Ackerland umgewandelt werden könnten, ohne dass der Amazonas-Urwald darunter leide, erklärte ein deutscher Wirtschaftsvertreter.

Die Mercosur-Wirtschaft entwickelt sich mit Zuwachsraten, von denen die Europäer nur träumen können. Bereits jetzt ist die Region der weltgrößte Produzent von Proteinen. Über die Hälfte aller Sojabohnen kommen von hier, ein Viertel der Weltmaisproduktion und mehr als ein Viertel des Rindfleisches.

Pilot-Land für Grüne Landwirtschaft

Doch auch den Südamerikanern gehe es nicht mehr nur um hohe Produktionsmengen um jeden Preis, sondern um schonenden Umgang mit dem wertvollen Potential, unterstrich Aguerre: "In diesem Sinne hat Uruguay begonnen, als Pilotland einer grünen Landwirtschaft Erfahrungen zu sammeln - grün im Sinne von effizient, grün im Sinne von nachhaltig und grün im Sinne von sozial ausgewogen."

Der Mercosur ist zwar wesentlich jünger als die Europäische Union. Doch das 1991 entstandene Wirtschaftsbündnis begegnet den Europäern und den USA längst auf Augenhöhe, wenn es um die Agrarproduktion geht. Seit Mitte 2010 ringen Europäer und Südamerikaner nach siebenjähriger Pause wieder um Liefermengen, Quoten und Standards für ein Assoziierungsabkommen. In Europa gibt es Widerstand der Bauern. Sie fürchten, bei einem freien Handel südamerikanische Agrarprodukte gegen europäische Industrieerzeugnisse auf der Strecke zu bleiben.

Neue Kundschaft in Asien

Mercosur-Gipfel in Iguaco, Brasilien, im Dezember 2010 AP Photo/Andre Penner
Gipfel des Mercosur (port. Mercosul) im Dezember in BrasilienBild: AP

Die Südamerikaner können in den Verhandlungen, die EU-Handelskommissar Karel de Gucht am liebsten bis Mitte des Jahres erfolgreich abschließen möchte, selbstbewusst auftreten, wissen sie doch den großen Markt Asiens auf ihrer Seite. Viele Jahre lang habe eine ungerechte Wirtschaftspolitik die Entwicklung der südamerikanischen Agrarproduzenten gehemmt, aber jetzt sei "der Moment gekommen, an dem die landwirtschaftlichen Produkte Wert haben, dank der gewaltigen Entwicklung einiger aufstrebender Wirtschaftsmächte Südostasiens, die beginnen, sich besser zu ernähren und deshalb unsere Produkte nachfragen”, betonte Tabaré Aguerre.

Für die Verhandlungen mit den Europäern ist der uruguayische Landwirtschaftsminister optimistisch, vorausgesetzt "beide Seiten können Vorteil daraus ziehen". Die Europäische Kommission ist derzeit dabei zu prüfen, welche Auswirkungen die zollfreie Einfuhr aus dem Mercosur für die europäische Landwirtschaft hätte.

Autor: Bernd Gräßler
Redaktion: Kay-Alexander Scholz