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Mein Stück Heimat: Ahlam, Sahar und Ahmad

Stefan Dege6. Oktober 2015

Vor dem Bürgerkrieg ist die kleine Familie aus ihrer Heimat Syrien geflohen. In einem Bonner Flüchtlingsheim hoffen Mutter und Kinder nun, dass auch der Vater bald nachkommen kann.

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Die syrischen Flüchtlinge (v.l.) Sahar und Ahmad mit ihrer Mutter Ahlam (Foto: DW/Stefan Dege)
Bild: DW

Tausende Flüchtlinge kommen derzeit in Deutschland an. Menschen, die Freunde und Familie, Arbeit und Wohnung, die ihre Heimat vielleicht für immer verlassen mussten. In unserer neuen DW-Reihe "Mein Stück Heimat" stellen wir Flüchtlinge und deren Geschichten aus ihrer Sicht vor: subjektiv und ohne zu werten. Und wir zeigen, welches Kulturgut ihnen so sehr am Herzen lag, dass sie es trotz lebensgefährlicher Flucht mitgenommen haben: ihr "Stück Heimat".

Ein Familienfoto: Die Augen von Ahlam und ihren Kindern Sahar und Ahmad leuchten. Krasser könnte der Gegensatz kaum sein zur Geschichte ihrer Flucht aus Syrien. "Um zwei Uhr nachts kamen die Flugzeuge", berichtet die 14-jährige Sahar, "und bombten unser Haus in Schutt und Asche". Sie spricht nur wenig Deutsch, dazu etwas Englisch. Aber das reicht für die Fakten.

Wer die Bomben schickte, weiß auch Mutter Ahlam nicht. Ein Jahr ist es her, seit für sie die Welt zusammenbrach. Die Familie flüchtete. Eine Flucht, die zur Odysee werden sollte. Anfangs war noch Ahlams Mann Ghaleb, ein Ingenieur, bei den dreien. Eltern und Kinder suchten ihr ganzes Geld zusammen und brachen über Syrien in die Türkei auf. Das Ziel: Europa. Ein Schiff sollte die Familie nach Italien bringen. "Die Überfahrt dauerte zehn Tage", erzählt Sahar, "an Bord waren 104 Flüchtlinge. Wir haben 18.000 Dollar dafür bezahlt." Doch alle Hoffnungen zerstoben, als sie erkannten, wo das Boot landete – an der ägyptischen Mittelmeerküste! "Wir sind betrogen worden", sagt sie, "das Geld war weg."

Infografik: Steckbrief Ahlam, Sahar und Ahmad aus Syrien (Copyright: DW)

Erinnerungen im Herzen

Damit nicht genug: Ägyptische Polizisten steckten Eltern und Kinder in ein Lager. Acht Monate währte die Haft. Ahmad erkrankte an Lungenentzündung. Beim Vater brach ein Nierenleiden aus. Endlich frei gekommen, begab sich Vater Ghaleb zur Behandlung in ein Krankenhaus nach Dubai. Ahlam und die Kinder wurden von der Bundesregierung nach Deutschland geholt. In einem Bonner Flüchtlingsheim warten sie nun auf ein Lebenszeichen des Vaters. Sie hoffen, dass er bald nachkommen kann.

Durch die geräumige Küche der Flüchtlingsunterkunft zieht Bratenduft: Zeit für das Abendbrot. Als sogenannte "Kontingentflüchtlinge" wurden Ahlan, Sahar und der elfjährige Ahmad jetzt mit Pässen ausgestattet. Sie dürfen zwei Jahre in Deutschland bleiben. Nun hoffen sie auf eine eigene Wohnung. Ahlam möchte wieder als Kindergärtnerin arbeiten. Von Zuhause sind ihr lediglich Erinnerungen geblieben - * ihr Stück Heimat. "Aber die trage ich im Herzen", lächelt sie. Man sieht es in ihren Augen.