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"Mein Einsatz": Timo Löwensteins Sampler gegen Fremdenhass

Die Fragen stellte Annabelle Steffes.6. Januar 2016

2015 brachte Labelchef Timo Löwenstein die Compilation "Kein Mensch ist illegal" heraus: Darauf beziehen Künstler wie Herbert Grönemeyer oder Love A klar Stellung gegen Fremdenhass. Die Erlöse werden komplett gespendet.

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Timo Löwenstein (Foto: privat)
Bild: Privat

Schriftsteller, Musiker, Künstler, Theaterleute – viele sehen sich als Bürger dieser Welt und nutzen ihre Popularität, um zur Solidarität mit Flüchtlingen aufzurufen, Spenden zu sammeln oder aufkeimenden Rassismus zu kritisieren. Woher kommt ihr Engagement? Drei Fragen, drei Antworten: unsere DW-Serie "Mein Einsatz".

DW: Wie setzen Sie sich für Flüchtlinge ein?

Timo Löwenstein: Ich habe eine CD-Compilation gemacht, die sich für die Freiheit und die Solidarität mit Geflüchteten einsetzt. Das Konzept war, Popkultur zu nutzen, um zu helfen und eine möglichst große Aufmerksamkeit für dieses Thema zu erzielen. Wir haben dazu Bands, die wir selber definiert haben, angefragt, ob sie uns auf dem Sampler für das Thema Flucht unterstützen können. Ich habe mir die Mühe gemacht, eigentlich immer direkt die Bands und Künstler zu kontaktieren oder die Leute dahinter, die ich gut kenne und bin gar nicht an die großen Labels herangetreten. Ich glaube, wir haben sie einfach mit unserem Anschreiben überzeugt - damit, dass wir gesagt haben, wir wollen uns gemeinsam gegen Fremdenhass, gegen besorgte Bürger einsetzen, und dazu bitten wir die Bands, uns einen guten Song zu geben.

Und es war so, dass ausnahmslos jede Band zugesagt hat. Zuerst sollte es nur eine Compilation werden, und jetzt ist es eine prall gefüllte Zweier-CD geworden. Das liegt wirklich einfach daran, dass wir null Absagen bekommen haben und dass teilweise sogar Bands auf das Projekt selber aufmerksam geworden sind. Herbert Grönemeyer oder eine Band wie die Goldenen Zitronen haben sich von sich aus bei uns gemeldet und gefragt, ob sie Teil der Compilation sein dürfen. Das ist auch der Grund, warum das 36 Songs auf zwei CDs geworden sind. Wir haben wirklich keine einzige Absage bekommen, und die Leute waren im Grunde dankbar, dass das jemand in die Hand nimmt.

Alle teilnehmenden Künstler und Künstlerinnen verzichten auf ihre Anteile aus den Verkäufen und wir spenden 100 Prozent der Erlöse. Und zwar zu gleichen Teilen zum einen an die Organisation "Pro Asyl" und zum anderen an das antirassistische Netzwerk "Kein Mensch ist illegal". Wir konnten bereits nach wenigen Monaten, kurz vor Weihnachten, 25.000 Euro überweisen. Und das war erst die erste Spende, die zweite soll im Frühjahr 2016 folgen. Das Geld wird aktiv verwendet für Menschen auf der Flucht, sei es für medizinische Versorgung, sei es für Unterkünfte oder Papiere. Und wir versuchen natürlich, entsprechend auch den Verwendungszweck transparent über die sozialen Netzwerke zu kommunizieren. Ich habe bei den Organisationen angefragt, und beide wollen offen darlegen, wofür das Geld verwendet wurde, damit das transparent nachvollziehbar ist für alle Käuferinnen und Käufer dieser CD-Compilation.

Aktion 'Kein Mensch ist illegal' (Foto: Unter Schafen Records/Timo Löwenstein)
Der Verkauf brachte bereits 25.000 Euro an Spenden einBild: Unter Schafen Records/Timo Löwenstein

Warum tun Sie es?

Für mich ist das eine reine Herzensangelegenheit. Ich bin seit jeher politisch sozialisiert und habe eine gewisse Leidenschaft für Musik, die über Texte gute Inhalte formuliert. Deshalb sind auch so viele deutschsprachige Künstler vetreten. Und warum ich das mache, liegt ganz klar auf der Hand. Es sind ja über 60 Millionen Menschen auf der Flucht vor Krieg, vor Umweltzerstörungen, vor Repressionen, vor anderen Katastrophen und deswegen muss sich jemand für die einsetzen, die quasi von ihrem Rechte gebraucht machen, zu flüchten. Ich finde, jeder Mensch hat das Recht zu entscheiden, wo und wie er leben möchte, und man muss sich nur mal selber in die Rolle versetzen, was man selber tun würde, wenn Krieg wäre. Man würde natürlich auch versuchen, sich und seine Familie in Sicherheit zu bringen. Und ich denke, im besten Fall hat jeder Mensch so viel Empathie, das zu verstehen. Und das ist mein Hauptantrieb, warum ich das mache.

Was möchten Sie bewirken?

Das ist ein CD-Werk, das sich sachlich positioniert gegen die Dramen, die sich quasi im Mittelmeer abspielen. Es bezieht klar Stellung gegen die Festung Europa und es ist ein Sampler, der Seenotrettung fordert und legale und globale Einreisewege für Menschen auf der Flucht. Weil wir einfach glauben, dass Asyl ein Menschenrecht ist und das ist es ja auch, was in den Menschenrechten verankert ist. Also eine Positionierung gegen Fremdenhass und für die praktische Hilfe für Flüchtlinge.

Promobild für die Aktion 'Kein Mensch ist illegal' (Foto: Unter Schafen Records/Timo Löwenstein)
Bild: Unter Schafen Records/Timo Löwenstein

2015 brachte Timo Löwenstein, Chef des Kölner Labels "Unter Schafen Records", die Compilation "Kein Mensch ist illegal" heraus: Auf 36 Tracks bekennen Stars wie Herbert Grönemeyer oder Farin Urlaub, aber auch weniger bekannte Künstler wie Love A oder Annenmaykantereit, klar Stellung gegen den aufkeimenden Rassismus in Deutschland und Europa. Die Erlöse des Verkaufs gehen an "Pro Asyl" und das Netzwerk "Kein Mensch ist illegal".