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Mehr Malaria wegen Ebola

Gudrun Heise26. Juni 2015

Ebola-Infektionen gehen weiter zurück, Malaria-Erkrankungen aber haben zugenommen. Wo liegt die Verbindung? Eine neue Studie gibt Aufschluss darüber.

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Afrika Malaria Kind hinter Moskitonetz
Bild: picture-alliance/epa/S. Morrison

Ob Ebola oder Malaria, die Symptome ähneln sich: Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen sind für beide Erkrankungen die ersten Anzeichen einer Infektion. Ebola ist in den meisten Fällen tödlich. Aber auch Malaria kann ohne ärztliche Behandlung sehr gefährlich werden.

Je früher Malaria erkannt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Das fatale aber ist, dass es zunächst kaum möglich ist, Ebola und Malaria-Infizierte voneinander zu unterscheiden. "Deswegen waren die Menschen vorsichtig", sagt Jürgen May vom Bernhard-Nocht-Institut in Hamburg. "Wenn die Malaria keinen allzu schweren Verlauf zu nehmen schien, sind viele gar nicht erst ins Krankenhaus gegangen", so der Epidemiologe weiter.

Lieber nicht zur Behandlung

Viele Menschen fürchteten, in den Zeiten des Ebola-Ausbruchs bei Malaria nicht adäquat behandelt zu werden oder aber eine falsche Diagnose zu bekommen. "Die Menschen hatten Angst, in Quarantäne zu kommen wegen des Verdachts auf eine Ebola-Erkrankung. Und dieser Verdacht besteht solange bis das Gegenteil bewiesen ist", weiß May. "Sie hatten Angst davor, dass ihnen die Kinder weggenommen werden und dass sie sich vielleicht gerade im Krankenhaus mit Ebola infizieren und dann dort sterben könnten."

Ebola Behandlung 21. Januar 2015. Ein Helfer mißt die Temperatur bei einem Mann mit Verdacht auf Ebola (Foto: ZOOM DOSSO/AFP/Getty Images)
Ebola und Malaria beginnen mit ähnlichen SymptomenBild: Zoom Dosso/AFP/Getty Images

Eine Studie in der renommierten medizinischen Fachzeitschrift "The Lancet" hat sich mit dem Anstieg der Malaria-Fälle beschäftigt. Allein in den Ebola-Gebieten in Guinea hat die Zahl derjenigen, die wegen Malaria einen Arzt konsultierten oder ins Krankenhaus gegangen sind, um mehr als 40 Prozent abgenommen. Verglichen wurden die Jahre 2014 und 2013.

Schlechte Gesundheitssysteme

In den Ländern, die am schlimmsten von Ebola betroffen waren und sind, starben laut der Lancet-Studie vermutlich mehr als 11 000 Menschen mehr an Malaria als vor der Ebola-Epidemie.

Die Studie bestätige in wissenschaftlicher Form, was man erwarten konnte, meint May. "In Ländern mit schlechtem Gesundheitssystem führt eine Notsituation, wie sie durch Ebola entstanden ist dazu, dass andere Krankheiten sehr viel schlechter versorgt werden. In diesem Fall betrifft das die Malaria." Ärzte und medizinisches Personal mussten sich in den betroffenen Ländern auf Ebola konzentrieren und alle Kräfte bündeln. Kapazität für die Behandlung anderer Erkrankungen gab es kaum.

Keine schnelle Lösung

Die allgemein schlechte gesundheitliche Versorgung spielt eine große Rolle beim Anstieg der Malaria-Fälle. "Man hätte mehr Geld in die Verbesserung der Gesundheitssysteme stecken müssen", ist May überzeugt. "Wenn die Gesundheitssysteme nicht funktionieren, wenn es keine Ärzte gibt, kein gut ausgebildetes Krankenhauspersonal und keine vernünftigen Krankenhäuser und Medikamente, dann wird es sehr schwierig sein, die Menschen wieder in die Krankenhäuser zurückzubringen." Noch hat sich die Lage kaum geändert, noch immer haben viele Menschen Angst davor, sich untersuchen und behandeln zu lassen.

Viele Präventionsmaßnahmen im Kampf gegen Malaria sind während der furchtbaren Epidemie ins Hintertreffen geraten, viele Präventionsmaßnahmen nicht mehr durchgeführt worden. Das gilt beispielsweise für den Einsatz von Moskitonetzen. Für May ist das insgesamt beunruhigend. "Malaria ist zahlenmäßig viel bedeutsamer als das Ebola-Fieber. Im Vergleich mit Malaria ist Ebola relativ unbedeutend. Aber natürlich wurde die Bedrohung weltweit anders gesehen. Malaria aber ist eine viel wichtigere Erkrankung. Jede Minute stirbt ein Kind in Afrika an Malaria."

Junge in Meliandou, Guinea, sitzt auf einem (AP Photo/Jerome Delay)
Jede Minute stirbt in Afrika ein Kind an MalariaBild: picture-alliance/AP Photo/J. Delay