550.000 Venezolaner fliehen nach Ecuador
10. August 2018Es handle sich inzwischen um eine der größten Massenbewegungen in der lateinamerikanischen Geschichte, erklärte das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) in Genf. In diesem Jahr seien bereits rund 547.000 Menschen aus Venezuela nach Ecuador gekommen. Täglich kämen derzeit mehr als 4000 Menschen an, die Tendenz sei deutlich steigend. Besonders betroffen von der Zuwanderung sind die Grenzgebiete zu Peru und Kolumbien. Das Hilfswerk begrüßte die Ausrufung des Notstands in einigen Provinzen Ecuadors. Damit könnte das für seine lange Willkommenstradition bekannte Land zusätzliche Gelder für diese Krise verwenden.
Viele Flüchtlinge wollen weiterreisen
Die Menschen hätten oft eine tage- oder gar wochenlange Odyssee unter schlimmen Bedingungen hinter sich. 40 Prozent von ihnen seien Frauen und Kinder, erklärte das UNHCR. Die meisten Flüchtlinge aus Venezuela wollten weiter nach Peru und Chile. 20 Prozent blieben aber in Ecuador, hieß es. Das UN-Flüchtlingshilfswerk werde seine Hilfe und seinen personellen Einsatz ausweiten.
Im erdölreichen Venezuela herrschen durch Misswirtschaft unter Präsident Nicolas Maduro sowie US-Sanktionen Hunger und Arbeitslosigkeit. Eine extreme Geldentwertung frisst die Löhne auf. Die Kriminalität ist hoch, die Opposition wird unterdrückt. Bei schweren Protesten wegen der katastrophalen Versorgung wurden nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen mehr als 120 Menschen getötet. Viele Venezolaner fliehen auch nach Kolumbien, Peru und Brasilien. Allein nach Kolumbien siedelte in den vergangenen beiden Jahren rund eine Million Menschen über.
Notstand ausgerufen
Am Donnerstag hatte Ecuador laut einem Bericht der Tageszeitung "Expreso" für Teile des Landes den Notstand ausgerufen. Der Grund dafür war der anhaltende Zustrom Geflüchteter aus Venezuela. In einer Erklärung des Außenministeriums hieß es demnach, man wolle einen Plan entwickeln, um die notwendigen Maßnahmen für die humanitäre Versorgung sicherzustellen.
jmw/jj (dpa, UNHCR, kna)