Mehr als 200 Migranten erreichen Sizilien
25. November 2018In der sizilianischen Hafenstadt Pozzallo im Südosten der italienischen Insel Sizilien ist ein Boot mit 236 Migranten angekommen. Unter den hauptsächlich aus Eritrea stammenden Menschen sind laut italienischem Innenministerium auch fünf Babys, sieben Kinder und fast 50 Frauen. Vorerst durften nur Frauen und Kinder an Land, laut einem Journalisten vor Ort drohte das Boot zwischenzeitlich im Hafen zu sinken. Den beiden Kapitänen, ein Libyer und ein Tunesier, drohen Ermittlungen wegen Schleusertätigkeit.
Italiens rechtsextremer Innenminister Matteo Salvini warf dem Inselstaat Malta vor, die Migranten auf sein Land "abzuwälzen". Ein Patrouillenboot des 90 Kilometer von Sizilien entfernten Inselstaats habe das Boot im Stich gelassen und in Richtung Italien fahren lassen, schrieb Salvini auf Facebook. Er kritisierte vor dem Hintergrund des andauernden Haushaltsstreits, die EU sei "zu beschäftigt, Briefe gegen Italien zu schreiben, um sich mit diesen Problemen zu befassen."
In der Vergangenheit hatte Salvini mehrfach Malta vorgeworfen, sich aus der Verantwortung zu stehlen. Vor zwei Wochen, sagte er, 13 Ankömmlinge auf der italienischen Insel Lampedusa hätten berichtet, ihnen sei bei der Überfahrt von Menschen geholfen worden, die wie Angehörige der maltesischen Küstenwache ausgesehen hätten. Darauf antwortete Maltas Innenminister Michael Farrugia, dass maltesische Patrouillenboote Migrantenschiffe nicht auf ihrem Weg nach Italien aufhalten könnten, wenn diese nicht in Seenot sind.
Laut italienischen Medienberichten versuchten zum Wochenende wieder vermehrt Migranten, von Libyen und Marokko aus über das Mittelmeer Europa zu erreichen. Nachdem Italiens neue Regierung, aber auch Malta, in diesem Jahr massiv gegen private Seenotrettung vorgegangen waren, verlagerte sich der Schwerpunkt der Migrationsbewegungen auf die westliche Mittelmeerroute zwischen Marokko und Spanien. Die zentrale Route zwischen Libyen und Italien beziehungsweise Malta bleibt jedoch die tödlichste: Von Januar bis September sind dort laut der Internationalen Organisation für Migration etwa 1.260 Menschen gestorben.
ehl/sti (dpa, kna, Facebook)