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Maschinenbau rechnet mit kräftigem Plus

Insa Wrede mit Agenturen
23. April 2018

In Hannover hat die weltgrößte Industriemesse begonnen, Mexiko ist in diesem Jahr Partnerland. Deutsche Industrieverbände geben sich zum Auftakt optimistisch, warnen aber auch vor Gefahren.

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Hannover Messe Rundgang Merkel Nieto Roboter
Mexikos Präsident Nieto und Kanzlerin Merkel beim MesserundgangBild: Reuters/F. Bimmer

In diesem Jahr begleitete Mexikos Präsident Enrique Peña Nieto die Bundeskanzlerin beim Rundgang durch die Messehallen. Die beiden Politiker besuchten handverlesene Aussteller, die sich über die besondere Aufmerksamkeit freuten, denn natürlich ist auch ein großer Tross von Journalisten dabei, die jedes Lächeln, jedes Händeschütteln und jede interessierte Nachfrage genau verfolgen.  

Künstliche Intelligenzist diesmal eines der großen Themen auf der Messe. Deutschland stehe zwar "bezüglich der Gestaltung der Industrie 4.0 recht gut da", sagt Merkel, aber im Ausland würde sehr extrem in künstliche Intelligenz investiert. Da dürfe Deutschland sich nicht abhängen lassen.

 Künstliche Intelligenz wird als Schlüsseltechnologie gesehen, weil sie etwa lernfähigen Computern erlaubt, untereinander zu kommunizieren. Schon mehrfach hatten Merkel und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron mehr Investitionen in diesem Bereich in Europa angemahnt. 

Jede vierte Maschine in der deutschen Industrie ist laut einer aktuellen Studie des IT-Branchenverbandes Bitkom zufolge bereits "smart" und vernetzt. Jedes zweite Unternehmen aus dem produzierenden Gewerbe nutze schon Anwendungen für die sogenannte Industrie 4.0. "In den vergangenen Jahren hat sich in Sachen Industrie 4.0 viel getan", sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. Die Kommunikation unter vernetzten Maschinen sei "in den Fabriken Realität". Mit Hilfe von Sensoren, der Analyse großer Datenmengen und Technologien wie dem 3D-Druck sei der digitale Wandel in der Industrie inzwischen weit fortgeschritten.

Digitale Strategie

Die Unternehmen erhofften sich vor allem, Fertigungsprozesse zu optimieren, Kosten zu senken und damit wettbewerbsfähig zu bleiben, hieß es in Hannover. Mehrheitlich (79 Prozent) gehen die Unternehmen der Studie zufolge dabei strategisch vor. Lediglich 55 Prozent hätten jedoch eine Strategie für das gesamte Unternehmen, 42 Prozent nur für einzelne Bereiche. Alte Geschäftsmodelle würden gerade in Zeiten der Hochkonjunktur noch gut funktionieren, so Berg. "Um das volle Potenzial von Industrie 4.0 auszuschöpfen, müssen aber alle Bereiche konsequent digital aufgestellt werden." Nur so könne man seinen Kunden neue, datenbasierte Dienstleistungen bieten.

Unternehmen hätten allerdings zunehmend Schwierigkeiten, Mitarbeiter zu finden. Besonders Großunternehmen seien davon betroffen. Laut Studie wurden jedem fünften Industriekonzern mit 500 und mehr Mitarbeitern bereits Fachkräfte abgeworben. Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen wollen in diesem Jahr ihre Mitarbeiter für Industrie 4.0 selbst weiterbilden.

Für die repräsentative Studie hatte der Branchenverband Produktionsleiter, Vorstände oder Geschäftsführer von 553 Industrieunternehmen ab 100 Mitarbeitern befragen lassen.

Maschinenbau im Aufwind

Den deutschen Maschinenbauern geht es zur Zeit blendend. Ihre Auftragsbücher sind prall gefüllt und so haben sie ihre Prognose für 2018 weiter nach oben geschraubt. Die Branche werde ihre Produktion wohl um fünf Prozent steigern, sagte der Präsident des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), Carl Martin Welcker, am Montag in Hannover.

Zu verdanken ist das vor allem dem traditionell starke Auslandsgeschäft. Mehr als drei Viertel der Maschinen setzen die Firmen außerhalb Deutschlands ab. "Wir erwarten hier ein Wachstum auf breiter Basis", sagte Welcker. Im größten ausländischen Einzelmarkt, den USA, habe die Steuerreform von Präsident Donald Trump dazu beigetragen, dass die Firmen verstärkt in neue Maschinen investieren könnten. "Allerdings schwebt über uns das Damoklesschwert des aktuellen Handelskonflikts, dessen Auswirkungen speziell auf den Maschinenbau heute noch nicht abschätzbar sind."

Auch der Brexit könnte die gute Laune der Hersteller dämpfen. Im laufenden Jahr würden die Lieferungen nach Großbritannien wohl  noch stärker als 2017 schrumpfen, als das Minus drei Prozent betrug. "Selbst ein Minus in zweistelliger Größenordnung schließen wir nicht aus", so Welcker. "Der Brexit wird deutliche Spuren bei den Investitionen auf der Insel hinterlassen."

Insa Wrede, DW-Mitarbeiterin
Insa Wrede Redakteurin in der Wirtschaftsredaktion