Marion Maréchal-Le Pen steigt aus
10. Mai 2017Nach der Niederlage ihrer Tante in der Stichwahl um das französische Präsidentenamt will die Front-National-Abgeordnete Marion Maréchal-Le Pen den Umbau der Partei nicht mitgestalten. In einem Brief, der am Mittwoch in der Zeitung "Vaucluse Matin" erscheinen soll, kündigt die 27-Jährige einen vorübergehenden Rückzug aus der Politik an.
Die Nichte von Marine Le Pen erklärte, sie wolle einige Zeit in einem Unternehmen arbeiten und mehr Zeit für ihre Familie haben. Den Franzosen müsse bewiesen werden, dass es auch freie und unabhängige Abgeordnete gebe, die sich nicht um jeden Preis an ihren Status und ihre Aufwandsentschädigungen klammerten. Aber sie werde "nicht endgültig den politischen Kampf aufgeben". Sie könne niemals dem Leiden ihrer Landsleute gleichgültig gegenüberstehen, fügte sie hinzu.
Gerüchte kursierten bereits
Zuvor hatte es bereits erste Gerüchte aus der rechtsextremen Partei gegeben, Maréchal-Le Pen werde sich bei der Parlamentswahl im Juni nicht erneut als Abgeordnete für das südfranzösische Département Vaucluse bewerben. Zudem wolle sie nicht länger als Oppositionschefin im Regionalrat der südfranzösischen Region Provence-Alpes-Côte d'Azur tätig sein.
Maréchal-Le Pen vertritt den rechten Flügel des Front National und steht ihrem Großvater, FN-Gründer Jean-Marie Le Pen, nahe. Das Verhältnis zu ihrer Tante Marine und deren Chefstrategen Florian Philippot, die der Partei einen gemäßigteren Anstrich gegeben hatten, gilt als angespannt. Marine Le Pen hatte ihre Nichte als zu unerfahren für einen Ministerposten bezeichnet. Philippot äußerte, dass Maréchal-Le Pen in der Partei allein und isoliert sei.
Vertreter der Front National sagten der Nachrichtenagentur AFP, der Rückzug Maréchal-Le Pens kündige ein "Erdbeben" an. "Es schwelte schon lange unter der Oberfläche", sagte ein Abgeordneter aus Südfrankreich. Ein Regionalpolitiker der Partei meinte, Philippot habe "gewonnen". Vor allem in Südfrankreich werde es die Partei aber nun schwer haben.
Umbau der Partei
Marine Le Pen hatte nach nach ihrer Wahlniederlage gegen den Pro-Europäer Emmanuel Macron einen grundlegenden Umbau der Partei angekündigt. Sogar der Name soll sich ändern, da er zu sehr an Jean-Marie Le Pen erinnert, der von 1972 bis 2011 FN-Vorsitzender war. 2015 hatte Marine Le Pen ihren Vater nach wiederholten antisemitischen Ausfällen aus der Partei ausgeschlossen.
cgn/wa (ap, afp, dpa)